Besonders in der Diskussion um den neuen Mobilfunkstandard 5G wird von einer angeblichen Gesundheitsgefährdung durch eine steigende Strahlenbelastung, dem sogenannten Elektrosmog, gesprochen.

Störfrei in der Schirm- und Absorberkammer
An der FH JOANNEUM in Kapfenberg, am Institut Electronic Engineering, wird die elektromagnetische Strahlung von Geräten wie beispielsweise Mobiltelefonen oder Radiogeräten aber auch von Funkantennen, gemessen. Das passiert in einer elektromagnetischen Schirm- und Absorberkammer, die eine völlig störfreie Umgebung für Messungen bietet.

© Martin Egger

Wolfgang Stocksreiter ist FH-Dozent am Institut Electronic Engineering und beschäftigt sich seit vielen Jahren mit elektromagnetischer Strahlung. Er ist auch für die Schirm- und Absorberkammerverantwortlich, die „wie es der Name sagt, elektromagnetische Strahlungen, die jedes elektrisch betriebene Gerät abstrahlt, abschirmt. Es kann damit ein strahlungsfreier Raum geschaffen werden, wo keine Strahlung von außen in die Kammer kommt beziehungsweise auch umgekehrt keine Strahlung nach außen dringen kann“. Das ist wichtig, weil in unserer Umgebung ständig elektromagnetische Strahlung vorhanden ist, die die Messungen beeinflussen würde. Es gibt beabsichtigte Strahlung, die beispielsweise von WLAN, Bluetooth, Radio, TV, Funk und Mobiltelefonen ausgeht und unerwünschte elektromagnetische Störstrahlung, die von jedem elektrisch betriebenen Gerät ausgeht.

Will man nun messen, welche Strahlung ein bestimmtes Gerät abgibt, so muss man das in einer störfreien Umgebung, wie es die Schirm- und Absorberkammer ist, tun. Die eigentliche Kammer besteht aus einer dichten metallischen Hülle ohne Spalte und Schlitze. Im Inneren der Kammer gibt es Material, das Strahlung absorbieren und in Wärme umsetzen kann.  Neben der Kammer sind spezielle Messgeräte notwendig, um die elektromagnetische Strahlung schlussendlich „sichtbar“ und damit messbar zu machen.

© Martin Egger
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Moderne Messtechnik
Die Messergebnisse aus der elektromagnetischen Schirm- und Absorberkammer fließen in die Entwicklungs- und Forschungsarbeit am Institut ein. Eingebunden in diese Tätigkeiten sind auch immer die Studierenden des Instituts Electronic Engineering, die damit eine anwendungsorientierte Ausbildung erhalten. Durch laufende Investitionen in die Laborinfrastruktur ist es möglich, auch externe Forschungs- und Kundenaufträge zu akquirieren. Aufträge können beispielsweise sein, die abgestrahlte Störung von Geräten auf ein Minimum zu reduzieren und das möglichst weit unter die zulässigen Limits. Man kann sich das so vorstellen, wie die Abgase bei einem Verbrennungsmotor, die so gering wie möglich sein sollen. Es wird auch an der Entwicklung von kundenspezifischen Funkantennen gearbeitet, die mit möglichst wenig Energie die geforderten Reichweiten erzielen sollen und dabei nicht unnötig in Richtungen strahlen, wo es nicht erforderlich ist. Auch bei diesen Anwendungen gilt die notwendige Strahlung möglichst energieeffizient einzusetzen.

Wie interpretiert der Wissenschaftler und Lehrende Wolfgang Stocksreiter die Debatte um mögliche Auswirkungen auf die Gesundheit durch 5G? Die Antwort fällt wissenschaftlich aus: „Zellen beinhalten temperaturempfindliche Aminosäuren, die sich durch jede Art von Strahlung mehr oder weniger erwärmen können. Egal ob es sich um elektromagnetische Strahlen, Röntgenstrahlen oder andere Strahlungen handelt. Inwieweit erhöhte Strahlungsexpositionen über lange Zeit hinweg Auswirkungen auf organische Zellen haben können, wird durch medizinische Langzeitstudien erforscht. Unsere Aufgabe dabei ist es, korrekte Daten über Leistung und Frequenz mit unserem speziellen Messequipment zu liefern.“

Tipp: Lernen Sie die FH JOANNEUM bei den Open-House-Tagen im März 2020 kennen. Weitere Informationen zu den Terminen finden Sie hier.