Im Lockdown griff man auf vielerlei Strategien zurück, um über den Tag zu kommen, manche mehr, manche weniger produktiv. Joseph Gansger und Julien Presland widmeten sich einem besonders ungewöhnlichen Zeitvertreib: Sie haben Dachziegel aus Beton gegossen. Die FH-Studierenden betrieben dabei Forschung für den Klimaschutz.

Julien Presland
Julien Presland © KK/FH

Im Zuge des Masterstudiengangs Architektur an der FH Kärnten kamen die beiden auf die Idee, einen Dachziegel zu entwickeln, der im Sommer kühlt und im Winter warm hält. Das Konzept der beiden leid- und schweißgeplagten Bewohner von heißen Dachgeschosswohnungen stieß schnell auf Interesse – Unterstützung der Initiative „Gründergarage“ der FH Kärnten und des Gründungsprogramms des Kärntner Wirtschaftsförderungsfonds folgte auf dem Fuß. Denn ließe sich der Dachziegel wirtschaftlich in großen Maßstäben produzieren und einsetzen, könnte er das Problem der zunehmend überhitzten Städte abmildern. Dort sorgen die steigenden Temperaturen für einen sogenannten „Hitzeinseleffekt“.

„Seit 100 Jahren hat den Dachziegel keiner mehr hinterfragt. Wir dachten uns, das könne man doch besser machen“, sagt Presland. Überlegungen, Dachziegel mit Hightechlösungen wie intelligenten Pigmenten für einen Farbwechsel auszustatten, wurden schnell verworfen. „Dachziegel müssen sehr lange halten, bis zu 80 Jahre, da braucht es eine einfachere Methode“, sagt Presland. Daher entwickelten er und Gansger eine reflektierende Beschichtung, die auf jeden Dachziegeltyp angewendet werden kann, egal ob aus Ton, Beton oder Metall. Die genaue Beschaffenheit ihres „Klima-Dachziegels“ wird allerdings strikt unter Verschluss gehalten, das Patentverfahren ist noch am Laufen.

Was die Erfinder schon jetzt verraten können: „Unsere Haltung ist, dass das Bauen in der Zukunft viel mehr auf den Bestand zurückgreifen muss. Wir können nicht alles abreißen und neu bauen, das verbraucht zu viel Ressourcen. Daher wollen wir auch das Dach nicht neu erfinden, sondern eine Lösung, die einfach herzustellen ist und in bestehende Systeme integriert werden soll“, sagt Presland. Für dieses Konzept interessiere sich bereits ein großer Dachziegelhersteller, man sei in Gesprächen über eine mögliche Kooperation. Bereits im ersten Quartal des kommenden Jahres wollen Presland und Gansger ihren Prototyp, den sie in der Quarantäne zu Hause gegossen haben, auf Dachflächen weiteren Praxistests unterziehen.