Frau Korenjak, Sie arbeiten seit 2014 am LeseSchreibZentrum der PH Kärnten. Provokant gefragt: Wozu braucht es so eine Einrichtung in Zeiten von ChatGPT noch?
Christina Korenjak: Als uns die Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz erstmals bewusst wurden, waren wir zunächst kurz geschockt. Dann wurde aber schnell klar, dass wir uns mit dem Thema beschäftigen müssen, weil es nicht mehr weggehen wird. Klar ist, dass sich die Aufgabenformate für wissenschaftliche Arbeiten ändern müssen. In der schwierigsten Phase, während der Konzepterstellung und Suche nach der Forschungsfrage, kann ChapGPT nicht sehr hilfreich beistehen - wir aber schon.


Haben Sie die Software auch schon einmal ausprobiert?
Ich habe damit experimentiert und war erstaunt, wie nahe an der Realität die ausgespuckten Texte waren. Wenn man Studierende aber betreut und begleitet im Prozess einer wissenschaftlichen Arbeit, kommt man schon schnell dahinter, ob der Text von einer KI stammt oder nicht. Dennoch müssen wir die Rolle des Zentrums überdenken, da KI einige Aufgaben wird übernehmen können, andere nicht. Ich glaube aber, dass das persönliche Gespräch über Texte mit sachkundiger Schreibberatung nicht von einer KI ersetzt werden kann.

Christina Korenjak
Christina Korenjak © KK/PH


Über die Bedürfnisse der Studierenden wissen Sie aus einer Langzeitstudie zu ihren Schreibkompetenzen bestens Bescheid. Worüber möchten Sie noch mehr herausfinden?
Uns geht es vor allem darum, Veränderungen zu erheben: Mit welchen Fähigkeiten kommen die Studienanfänger von der Schule, wie verändert sich das mit der Zeit und was lernen sie bei uns an der PH? Wir forschen seit Einrichtung des Zentrums, die Ergebnisse werden nächstes Jahr feststehen. 


Wie will sich das Zentrum in Zukunft weiter profilieren?
Wir arbeiten konzentriert an der Stärkung unserer internationalen Vernetzung. Vor allem von Hochschulen aus den USA, wo unser Handwerk der Schreibberatung ja herstammt, können wir noch viel lernen.