Viel wird darüber diskutiert, wie im Gebäudesektor weniger CO₂ ausgestoßen werden kann. Vom Dämmen bis zum Heizungstausch reichen die Ideen – vergessen wird dabei aber oft, dass es nicht der Betrieb eines Hauses ist, bei dem die meisten klimaschädlichen Emissionen entstehen. "Im Lebenszyklus eines Gebäudes von 60 Jahren entstehen 75 Prozent der Emissionen im Bauprozess und bei der Herstellung der Materialien", sagt Stefan Breuer.

Stefan Breuer
Stefan Breuer © KK/FH

Der wissenschaftliche Mitarbeiter im Studiengang Architektur der FH Kärnten forscht im Rahmen des Projekts "Smart Dag" daran, wie ein bestehendes Stadtquartier sozial- und klimagerecht weiterentwickelt werden kann (siehe Infobox).


Ergebnis seiner Forschung auf dem Gebiet ist, dass die Klimaziele nur dann erreicht werden können, wenn auf die Sanierung von Bestandsgebäuden gesetzt wird: "Das Baumaterial der Zukunft ist der Bestand, was wir also brauchen, ist eine neue Umbaukultur", sagt Breuer in bewusster Abgrenzung zum derzeit gängigen Abriss und Neubau.
Dass dies billiger wäre als eine Sanierung, sei ein weitverbreitetes Vorurteil, das mittlerweile auch wissenschaftlich widerlegt ist: "Die Betrachtung der Errichtungskosten allein reicht nicht aus. Für die Kostenwahrheit müssen die gesamten Lebenszykluskosten und die noch fehlende CO₂-Bepreisung herangezogen werden. Dadurch schneidet die Sanierung eindeutig günstiger sowie klima- und umweltschonender ab. Das betrifft weiters auch den Umgang mit Rohstoffen", sagt Breuer.

Kernbohrungen, wie sie das Team rund um Breuer für das Projekt "Smart Dag" durchgeführt haben, geben Aufschluss darüber, wie es um die Bausubstanz bestellt ist. Mit diesem Wissen ausgestattet, lässt sich die Gebäudesanierung zielgerichtet und effizient durchführen. Die Bestandsaufnahme soll dann auch die Grundlage für einen Architekturwettbewerb bilden, der 2023 ausgeschrieben wird.