Was bringt ein Jahr an einer Polytechnischen Schule (PTS)? Vielerorts wird der Bildungszweig als bloße Überbrückung des neunten Schuljahres gesehen, bevor mit der Lehre begonnen werden kann. Frank Telsnig, selbst lange Jahre als Lehrer an der PTS Villach tätig, wollte sich mit dem Vorurteil nicht zufriedengeben und beforschte nunmehr als Mitarbeiter der Pädagogischen Hochschule seine ehemalige Arbeitsstätte.

Frank Telsnig
Frank Telsnig © KK/PH

Sechs der sieben PTS in Kärnten beteiligten sich an Telsnigs Forschungsprojekt, das in den Corona-Schuljahren 2020/21 und 2021/22 über die Bühne ging. Im Zentrum standen die Berufsfindungsprozesse der Schülerinnen und Schüler: „Eines der wichtigsten Ziele an der PTS ist die Berufsorientierung. Ich habe mich dafür interessiert, wie sich die Vorstellungen zum künftigen Job über das Jahr entwickeln“, sagt Telsnig. Mittels Fragebogen erhob er bei rund 500 Schülern die Berufsperspektiven im Verlauf des PTS-Schuljahres – am Anfang, in der Mitte und am Schluss.


„Im Beobachtungszeitraum nahm die Berufswahlsicherheit stetig zu. Zu Beginn wussten nur 45 Prozent, welche Lehre sie ergreifen wollen, am Ende waren es über 80 Prozent“, sagt Telsnig über den ersten Beobachtungszeitraum 20/21. Das Jahr darauf waren beide Werte – wohl auch pandemiebedingt – etwas niedriger. Was aber nichts an seinem Fazit ändert, dass die PTS ihrem schlechten Ruf nicht gerecht werde: „Man kann durchaus von einer positiven Entwicklung der Schüler sprechen, was ihre Berufsperspektiven betrifft“, sagt Telsnig.

Ein Drittel der PTS-Schüler würde ihren Berufswunsch im Schuljahr auch komplett umkrempeln – aufgrund von Schnuppertagen und Praxiseinheiten. Wie der Berufsfindungsprozess genau abläuft, wird Gegenstand einer Nachfolgestudie, an der sich auch die PTS der Länder Niederösterreich, Oberösterreich und Salzburg beteiligen sollen. Auch in Kärnten wird weiter geforscht.