Das Zittern von Händen ist verräterisch: Die Geschwindigkeit dieser minimalsten Bewegungen unterstützt Ärzte bei Diagnosen hinsichtlich Parkinsonerkrankungen oder anderer Beschwerden. Die Unterschiede im Zittern sind aber so fein, dass das menschliche Auge damit heillos überfordert ist. Präzise Messungen sind nur mithilfe von Technik möglich – und genau so eine Technik hat der FH-Absolvent Tibor Zajki-Zechmeister entwickelt: den „Tremipen“.

Dieses medizinische Gerät im Kugelschreiber-Format ist in der Lage, sowohl Geschwindigkeit als auch Stärke des Zitterns, in der Fachsprache Tremor genannt, zu bestimmen. Möglich macht das ein im Stift verbauter feinfühliger Sensor, der auch in Smartphones verwendet wird und dort die Bewegungen des Nutzers auswerten kann.

Warum also nicht eine Smartphone-App programieren? „Technisch wäre das sogar möglich, aber das Smartphone wäre wohl zu ungenau. Außerdem soll unser Gerät von Ärzten und Kliniken verwendet werden, und dazu muss es von EU-Behörden zertifiziert werden“, sagt Zajki-Zechmeister.

Sein „Tremipen“ befindet sich gerade in dieser Zertifizierungsphase, somit ist der studierte Medizintechniker fast am Ende der bald siebenjährigen Entwicklungszeit, die 2011 als Bachelorarbeit an der FH ihren Ausgang nahm. Die Inspiration dafür gab ihm sein an Parkinson erkrankter Urgroßvater, der sein starkes Händezittern als riesige Belastung empfand. Der Urenkel wusste, dass es zwar schon Tremor-Messgeräte in großen Krankenhäusern gab –aber die waren mit Stückpreisen von bis zu 30.000 Euro zu teuer, brauchten eine Stunde für die Messung und speziell eingeschultes Personal für die doch komplizierte Handhabung.

„Mit dem Tremipen dauert die Messung nur 30 Sekunden, man kann ihn auch zu Hauseverwenden und mit Kosten von 349 Euro ist er auch um einiges erschwinglicher“, sagt Zajki-Zechmeister. Zunächst wendet er sich an Ärzte, die mit den Daten der Tremor-Messung Diagnosen ergänzen können und die Dosierung von Medikamenten besser abschätzen können.

Eine klinische Studie der Med-uni Graz hat die Funktionalität des „Tremipens“ bereits 2016 nachgewiesen. Nachdem rund 15 Prozent aller Menschen über 50 von Formen des Tremors betroffen sind, besteht durchaus Bedarf an dieser Innovation: Sechs Millionen Menschen in Europa leiden unter essenziellem Tremor, 25 Prozent davon sogar an Arbeitsunfähigkeit.