Im April hätte in Wien eine der wichtigsten Konferenzen auf dem Gebiet der Technik-Ausbildung stattfinden sollen. Hätte.
THOMAS KLINGER: Coronabedingt mussten wir die EDUCON 2021 im April als reine Online-Konferenz abwickeln. Die FH Kärnten kooperierte dabei mit der FH Technikum Wien und der internationalen Ingenieursvereinigung IEEE. Die Umstellung so einer großen Konferenz auf ein Online-Event war äußerst herausfordernd, ist uns aber gelungen.

Welche Auswirkungen hatte diese Umstellung?
Das Online-Format hat es ermöglicht, unsere Veranstaltung auf eine viel breitere internationale Basis zu stellen, als das in den vorangegangenen Jahren der Fall war. Für die virtuelle Konferenz haben sich über 300 Teilnehmer aus insgesamt 53 Nationen angemeldet. Bislang war das Teilnehmerfeld nicht so divers, bei Vor-Ort-Konferenzen ist die Anzahl der teilnehmenden Nationen üblicherweise geringer. Angesichts der schwierigen Zeit ist dieser Zuwachs umso erfreulicher.

Welche Lehren ziehen Sie aus dieser pandemiebedingten Ausnahmesituation?
Dass Wissenschaftler offenbar die unkomplizierte Teilnahme an diesen Online-Zusammenkünften schätzen – sie sparen damit Zeit und Aufwand. Aus diesem Grund bin ich auch der Meinung, dass der Wissenschaftsbetrieb nach dem Ende der Pandemie nicht wieder zur vorhergehenden Praxis zurückkehren wird. Ich denke, dass hybride Konferenzen die Zukunft sein werden: Veranstaltungen, denen man sowohl vor Ort als auch über das Internet beiwohnen kann. Das wird den Publikumskreis enorm erweitern.

In der Online-Konferenz im April ging es vor allem darum, den Frauenanteil in der Technik zu erweitern. Wie steht es um diese Bemühungen?
Wir haben bewusst den Themenschwerpunkt „Women in Engineering“ gesetzt und eine Vielzahl an hochkarätigen weiblichen Vortragenden gewinnen können. Nach wie vor ist es aber so, dass in Südamerika und Asien der Anteil von Frauen in der Technik immer noch deutlich höher ist als bei uns. Trotz der Maßnahmen, die in den vergangenen Jahrzehnten gesetzt worden sind, hinken wir hier weiter hinterher.

Wie sieht es in dieser Hinsicht in den techniklastigen Studien der FH Kärnten aus?
Auch hier gibt es Verbesserungspotenzial, aber zumindest haben wir keine reinen Männerstudiengänge, es sind auch immer Frauen darunter. Unser Ziel ist, den Anteil zu erhöhen – nicht nur, weil Frauen andere Blickwinkel einbringen, sondern auch, weil wir sie für die Bekämpfung des Fachkräftemangels brauchen. Der Arbeitsmarkt wartet sehnlichst auf sie.