Zweisprachig – jetzt erst recht! So heißt ein Unterrichtsmodul für den Geschichtsunterricht in der Sekundarstufe (NMS, AHS und BHS), das von Mitarbeitern der PH Kärnten zusammengestellt wurde. Das Ziel war, Schülerinnen und Schüler verstärkt für die Geschichte der slowenischen Volksgruppe zu sensibilisieren. „Bislang wurde diese Thematik an Kärntens Schulen viel zu wenig bearbeitet“, sagt PH-Absolventin Eva Hartmann, die am Projekt beteiligt war.

Viele Jugendliche in Kärnten würden nicht einmal wissen, dass es eine slowenische Volksgruppe gebe, so die Pädagogin. Mit dem an der FH lehrenden Psychologen und Medienwissenschaftler Daniel Wutti hat sie sich daher durch zahlreiche wissenschaftliche Publikationen zum Thema geackert, um den Schulunterricht möglichst faktenbasiert und historisch vollständig zu gestalten.

Herausgekommen sind dabei Unterrichtsmaterialien, die Lehrer im Internet herunterladen und in den eigenen Unterricht integrieren können. Neben Texten wird auch auf Videomaterial verwiesen, drei markante Ereignisse der Kärntner Geschichte stehen dabei im Vordergrund: die Volksabstimmung 1920, die NS-Zeit von 1938 bis 1945 und der Ortstafelsturm des Herbstes 1972.

„Wir empfehlen, zusätzlich zu den Unterrichtsmaterialien die Jugendlichen selbst im Internet recherchieren zu lassen. So werden sie dazu angeregt, sich selbst mit dem Thema auseinanderzusetzen“, sagt Hartmann. Mit dem Projekt möchten sie und Wutti anderen Lehrern unter die Arme greifen und Aufklärungsarbeit leisten.

Unterstützung für diese Bemühungen gab es vom Haus der Geschichte Österreich, das im November 2018 als erstes zeitgeschichtliches Museum der Republik in Wien eröffnet wurde. Da Kärnten und seine Geschichte mit der slowenischsprachigen Volksgruppe auch dort thematisiert werden, passen die Unterrichtsmaterialien der PH nahtlos in das Online-Bildungsangebot des Museums.

„Vergangenes muss Jugendliche berühren“

Viele Jugendliche in Kärnten wissen kaum über die slowenische Volksgruppe Bescheid, einer bundesweiten Studie zufolge ist es auch um das Wissen über die NS-Zeit in Österreich nicht gut bestellt. Versagt der Geschichtsunterricht?
MAGDALENA ANGERER-PITSCHKO: Laut den Unterrichtsplänen kommen diese Inhalte sehr wohl in allen Schulstufen vor. Aber es scheint, als würde das Wissen nicht bei den Adressaten ankommen. Ich denke, dass Zahlen und Fakten im Geschichtsunterricht sehr trocken sind, wenn sie nicht in Verbindung zu denen stehen, die sie aus eigener Erfahrung und Perspektive erzählen.

Es leben aber immer weniger Zeitzeugen, die aus erster Hand berichten können.
Aber es gibt sie noch. Das muss so weit es geht im Unterricht genutzt werden. Geschichte, die so den Jugendlichen nähergebracht werden kann, berührt sie mehr und verankert sich viel besser im Gedächtnis.

Gilt das auch für Unterrichtsmaterial, das über das Internet heruntergeladen wird?
Solche Unterrichtsmaterialien stehen mit gesellschaftlichen und soziokulturellen Fragen von heute in enger Verbindung: So wird beispielsweise der Frage nachgegangen, wie sich geschichtliche Ereignisse auf die Gesellschaft und Bevölkerung von heute auswirken.

Man lernt aus dem Geschichtsunterricht also nicht nur über die Vergangenheit?
Man lernt viel mehr für Gegenwart und Zukunft. Geschichte hat als Ziel, daraus Lehren zu ziehen, sodass sich Gräueltaten nicht wieder ereignen.

PH-Institutsleiterin Magdalena Angerer-Pitschko
PH-Institutsleiterin Magdalena Angerer-Pitschko © KK/PH Kärnten