So ganz sicher war sich Marina Vielgut nicht, wo die Azoren liegen. „Ich musste das erst mal googeln“, sagt die Studierende an der PH Kärnten. Das war vor drei Jahren, als sie mitten in den Vorbereitungen für ihr erstes Auslandssemester steckte. Damals hätte sie nie gedacht, dass man auch auf den Azoren Pädagogik studieren konnte. Die portugiesische Inselgruppe im Atlantik war so gar nicht auf ihrem Radar.

Tatsächlich ist das Netzwerk an Partnerinstitutionen, das die PH Kärnten über die Jahre aufgebaut hat, weitaus größer, als man denken möchte. Weit über 100 Universitäten und Hochschulen stehen den Studierenden offen, um dort Auslandsluft zu schnuppern. Neben bekannten europäischen Zielen stehen ihnen auch sehr viel weiter entfernte Destinationen offen, darunter Kasachstan, Bolivien oder sogar Chile.

Dorthin verschlug es Marina Vielgut auch zu einem weiteren Auslandsaufenthalt – weil der erste auf den Azoren ein voller Erfolg war: „Es war für mich kein Sprung ins kalte Wasser, weil wir im Vorfeld vom International Office der PH sehr gut vorbereitet wurden. Vor Ort waren dann die Organisation des Studiums und die Kommunikation mit den Lehrenden manchmal herausfordernd, aber insgesamt eine großartige Erfahrung“, sagt Vielgut, die ihre Reise gemeinsam mit Studienkollege Daniel Konrad angetreten war. Gemeinsam erforschten sie sowohl das Leben in der Erasmus-Gemeinschaft, wo sich Studierende aus der ganzen Welt treffen, als auch Land und Leute auf den Azoren. „Unsere Erwartungen wurden mehr als erfüllt“, so Vielgut.

Marina Vielgut
Marina Vielgut © PH Kärnten

Chile war für sie eine völlig andere Erfahrung. Sie absolvierte dort ein Auslandssemester an der Universität Talca. „Hier hatte ich zum ersten Mal so richtig mit der einheimischen Bevölkerung zu tun und weniger mit den anderen Auslandsstudierenden. Es war faszinierend, so weit weg von meiner Heimat in der Muttersprache kommunizieren zu können“, sagt Vielgut. Überrascht war sie vor allem vom hohen Sprachniveau, das die chilenischen Deutschlehrer aufweisen mussten.

Nicht weniger hoch wird das Niveau an der Deutschen Schule in Riga sein, auf der Vielgut und Konrad ab Herbst unterrichten werden. Die beiden stehen kurz vor dem Abschluss ihres Lehramtsstudiums und haben bereits einen Job in der Tasche – in Lettland.

„Das ist recht unverhofft über Kontakte des International Office entstanden. Wir haben Kontakt mit der Schule aufgenommen, einen Probetag unterrichtet und werden jetzt vorerst für ein Jahr dort arbeiten“, sagt Vielgut. Ein Auslandssemester kann sie nur jedem ans Herz legen: „Gerade in jungen Jahren bringt das enorme Vorteile und ist leicht planbar.“

„Auch ein bisschen hilflos sein“

Warum empfehlen Sie gerade angehenden Pädagogen, sich im Studium für eine Zeit ins Ausland zu begeben?
PIA-MARIA RABENSTEINER: Sie sollten zumindest ein bisschen die Hilflosigkeit spüren, die man als Besucher in einem fremden Land mit anderer Sprache erlebt – damit sie ein Gespür dafür bekommen, was ein Migrationshintergrund bedeutet und was es braucht, um sich in einer fremden Kultur und Sprache zurechtzufinden. Das hat später im Klassenzimmer unschätzbaren Wert.

Wie trägt ein Auslandssemester zur Persönlichkeitsbildung bei?
Man kehrt bereichert von Kultur, Landschaft, Küche, Personen und Bräuchen wieder, die man im Gastland kennenlernt. Das zeichnet sowohl persönliche als auch professionelle Weiterbildung aus.

Also sollte jeder Lehrer mindestens einmal ins Ausland?
Wenn es nach mir gehen würde, ja. Sie kommen zurück mit einer Offenherzigkeit, die man nur in der Fremde erlernt. Damit haben Lehrer auch eine ganz andere Empathie für Geflüchtete und Fremdsprachen.

Rabensteiner leitet das Internat. Office
Rabensteiner leitet das Internat. Office © PH Kärnten