Frau Krainer, Sie haben gemeinsam mit Kommunikationswissenschaftlern aus Deutschland und der Schweiz eine Charta verfasst. Darin fordern Sie stärkere Beteiligung der Kommunikationswissenschaft an öffentlichen Debatten. Warum gerade jetzt?
LARISSA KRAINER: Zurzeit wird der Stellenwert von Medien als öffentliche Güter sehr stark infrage gestellt. Ein Beispiel ist die Diskussion um die Gebührenfinanzierung des öffentlichen Rundfunks, die mit Angriffen der Politik auf Medien einhergehen. Dazu kommen die Vorwürfe der Verbreitung von Fake News, die dem Vertrauen in die Medien schaden. Da braucht es sachliche Argumente der Wissenschaft, um den Polemiken entgegenzutreten.

Sie wollen also mehr Wissenschaftlichkeit in die Debatte einbringen. Glauben Sie, die Leute werden auf die Kommunikationsforschung hören?
Skepsis ist bei wissenschaftlichen Erkenntnissen immer angebracht, die Wissenschaft lebt von der Diskussion um die Auslegung ihrer Ergebnisse. Nicht gleich jeder Erkenntnis zu vertrauen, ist legitim, aber derzeit scheint es so, dass Wissenschaft und Medien zunehmend diskreditiert werden. Der Begriff der „Lügenpresse“ ist so ein Beispiel, das das Misstrauen in die Institutionen widerspiegelt. Daher ist geboten, die Arbeitsweisen transparent zu machen und zu erklären, wie man zu seinen Ergebnissen kommt. Das gilt für den Journalismus wie für die Wissenschaft.

Was wollen Sie mit der Charta erreichen?
Wir hoffen auf möglichst viele Unterzeichner und dass sich die Kollegenschaft selbst möglichst aktiv in öffentliche Diskussionen einbringt – nicht nur dann, wenn sie angefragt wird. Wir forschen viel zu den sozialen Medien, das sind Erkenntnisse, die die Menschen interessieren.

Was können Medien tun, um Fake News zu bekämpfen?
Wenn es um bewusst gestreute Falschnachrichten geht oder um sogenannte „alternative Fakten“, bricht ein Kampf um die Deutungshoheit aus. Medien können diesen mit fundierten, gut recherchierten Faktenchecks für sich entscheiden.