Herr Gebser, spätestens seitdem Supercomputer menschliche Weltmeister im Schach geschlagen haben, ist die künstliche Intelligenz in aller Munde. War das der endgültige Beweis, dass der Computer unserem Geist überlegen ist?
MARTIN GEBSER: Diese Schachcomputer verfügen über eine scheinbare Intelligenz, keine wirkliche. Sie sind nicht in der Lage, ein anderes Spiel wie zum Beispiel Halma zu gewinnen, dafür müssten sie von Grund auf neu programmiert werden.

Künstliche Intelligenz ist also noch kein Universalgenie?
In vielen Bereichen noch nicht. Das ist die Vision der Informatik: künstliche Intelligenz, die in der Lage ist, eine Vielzahl von unterschiedlichen Problemen zu lösen und ohne großen Aufwand für verschiedene Zwecke eingesetzt werden kann.

Sie beschäftigen sich mit dem Einsatz von künstlicher Intelligenz in den Bereichen Produktion, Logistik und Management. Wo liegen da die Chancen?
In all diesen Sparten gibt es sehr komplexe Abläufe, bei dem ein Rad ins andere greift. Ein einzelner Mensch kann das nicht umfassend überblicken, ein Computer schon. Indem er mithilfe von mathematischen Modellen die Arbeitsabläufe und Prozesse verstehen lernt, ist er imstande, sie so effizient wie möglich zu planen – mit dem Effekt, dass weniger Kosten entstehen und Ressourcen geschont werden. Es lässt sich also sagen, dass der Einsatz von künstlicher Intelligenz einen großen Beitrag zur Nachhaltigkeit in der Wirtschaft leisten kann. Große Unternehmen gehen diesen Weg bereits, aber vor allem KMU haben da noch großen Aufholbedarf.

Sie stehen bereits in regem Austausch mit der Kärntner Wirtschaft. Was ist das Ziel dieser Forschungskooperation?
Einfach gesagt: Wir haben den Hammer, aber es fehlt uns der Nagel. Mit der künstlichen Intelligenz verfügen wir über ein Werkzeug, das effiziente Lösungen anbieten kann. Die Wirtschaft liefert uns die dazu passenden Probleme. Wir hoffen, dass wir aus der betrieblichen Praxis heraus jene Fragestellungen identifizieren können, auf die künstliche Intelligenz Antworten findet. Firmen wie Hirsch Armbänder oder die Springer Maschinenfabrik helfen uns dabei, konkrete Anwendungsfelder zu finden.

Es bestehen Sorgen, dass unser eigenes Gehirnschmalz bald überflüssig sein wird. Zu Recht?
Nein, denn wir schaffen die natürliche Intelligenz nicht ab, sondern bieten ein Hilfsmittel zur Unterstützung an. Computer sind zwar schnell und präzise, aber immer auf Experten angewiesen, die ihr Wissen so abbilden, dass die künstliche Intelligenz es anwenden kann. Wir Menschen werden nicht überflüssig.