Für viele ist es der Heilige Gral der höheren Bildung: das Online-Seminar. Lehrveranstaltungen, die über das Internet abgehalten werden, sind an Unis überaus beliebt, denn sie erreichen mit geringem Ressourcenaufwand viele Studierende, können zeit- und ortsunabhängig abgehalten werden und beliebig oft wiederholt werden. Der Schönheitsfehler im Konzept: die hohe Drop-out-Quote. Rund 80 Prozent der Teilnehmer solcher Online-Seminare klinken sich über den Verlauf der Lehrveranstaltungen aus, bis zum Schluss halten nur wenige durch. Ein europaweites Experiment geht diesem Phänomen nun auf den Grund.

„Teach-Up“ heißt das Forschungsprojekt, an dem sich zehn Länder und 17 Partnerinstitutionen beteiligen. Auf österreichischer Seite ist die PH Kärnten involviert, vertreten durch Peter Harrich. Der Leiter des Instituts „Medienpädagogik und Informationstechnologien“ erklärt, worum es in dem Projekt geht: „Wir führen ein Experiment mit Lehrern aller Schularten durch, die an einem Online-Seminar zu pädagogischen Themen teilnehmen. Dabei wird ihr Lernverhalten mittels Computeralgorithmen ausgewertet: Wie lange brauchen sie für gewisse Abschnitte, wo klicken sie hin? Diese Daten sind äußerst aufschlussreich.“

Die Forscher erwarten sich daraus Rückschlüsse auf die Gründe, warum E-Learning so hohe Drop-out-Quoten produziert. Und sie wollen gezielt jene unterstützen, bei denen sich schon früh abzeichnet, dass sie nicht durchhalten werden: „Der Algorithmus identifiziert jene mit hoher Drop-out-Wahrscheinlichkeit. Diese Personen werden dann von uns unterstützt, mit Video-Konferenzen, Emails, persönlicher Beratung. Ziel ist es, auch diese Wackelkandidaten durch den Kurs zu bringen“, sagt Harrich.

Denn meist seien es nicht die Inhalte, die bei Online-Kursen zum Abbruch des Lernprozesses führten, sondern Probleme beim Zeitmanagement, der Selbstdisziplin und mit der Vereinsamung. „Unser Ansatz ist, die Unpersönlichkeit solcher Lernplattformen ein Stück weit zu beseitigen – vor allem für jene, die sich mit dem E-Learning schwertun“, sagt Harrich.

Mehrere Tausend Lehrer nehmen am Experiment teil, Nachmeldungen sind noch möglich.