Die Wirtschaftskrise riss ab 2007 ein tiefes Loch in die Haushalte der europäischen Staaten. In einer Studie versuchten jetzt Reinhard Neck und Dmitri Blüschke herauszufinden, welche Fiskalstrategie die resultierende Schuldenkrise abfedern hätte können. Dabei ermittelten die beiden Volkswirte der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, wie sich eine Fiskalunion – eine gemeinsame Steuer- und Ausgabenpolitik – auf eine Währungsunion auswirkt.

Spieltheoretisch untersuchten die Wissenschaftler mit einem OPTGAME-Algorithmus die Auswirkungen dreier Szenarien. Das erste Szenario: Eine dezentralisierte Fiskalpolitik, die von unabhängigen Regierungen gesteuert wird. „Wie in der aktuellen Situation“, sagt Blüschke. Das zweite und dritte Szenario: eine zentralisierte Fiskalpolitik mit einer unabhängigen Zentralbank und eine vollständig zentralisierte Fiskal- und Währungsunion.

Bei den Berechnungen zeigte sich, dass Gewichtungen für den Erfolg nachhaltiger, gesamtwirtschaftlicher Vorgänge wichtig sind. Am erfolgversprechendsten sei es, wenn die Fiskalunion mit der Währungspolitik einer gemeinsamen Zentralbank kooperiere. „Die Zentralbank würde zwar ein wenig schlechter abschneiden, aber eine solche Kooperation wäre für das Allgemeinwohl besser“, sagt Blüschke. „Das Hauptaugenmerk liegt in der Konsolidierung. Je stärker die Länder miteinander kooperieren, desto besser würden sie in solchen Situationen abschneiden.“ Wenn nichts passiere, brauche man keine neuen Institutionen. Aber im Falle einer Wirtschafts- und Schuldenkrise hat sich durch die Berechnungen gezeigt, dass ein EU-Finanzminister unter bestimmten Voraussetzungen von Vorteil sein kann.

Ein zentraler Finanzminister wäre für Neck und Blüschke eine mögliche Reaktion auf die Krise. Und führt die beiden Volkswirte gleich zu einer Folgestudie mit den Fragen: Wie schaffen EU-Länder solch eine Kooperation? Wie können die Länder gewinnbringend aus einer Krisensituation aussteigen?