Nur schwer können wir uns ein Tim-Taylor'sches-Testosteron-Grunzen verkneifen angesichts dieses Praktikums. Drei Schlagworte nur: Niagara-Fälle. Tunnelbau. Hartgestein. Das haut rein. Da soll noch einer sagen, dass Studieren nur was für Schattenparker wäre...

"Niagara-Tunnel Facility Project". So einer ist er definitiv nicht, der Oliver Gusella. Seit Mitte August absolviert der FH-Bauwesen-Student sein Praktikum am "Niagara-Tunnel Facility Project". Die Connection kam über einen FH-Absolventen zu Stande, der dort die Oberaufsicht über alle eingesetzten Geräte hat. Darunter auch die weltweit größte Hartgesteins-Tunnelbohrmaschine mit einem Durchmesser von 14,4 Metern. Niedlicher Kosename: "Big Becky". Wenn die loslegt, scheppern die Kaffeetassen, davon darf man mal ausgehen!

Tunnelbau. Aber zurück zu unserem Kärntner Praktikanten - und der Frage: Was passiert da genau? "Gebaut wird ein 10,4 Kilometer langer Drucktunnel." Durch ihn wird, vereinfacht gesagt, Wasser zu einem Kraftwerk auf der kanadischen Seite umgeleitet. Das soll der Provinz Ontario bei Energieengpässen aus der Patsche helfen. Also keine Blackouts mehr in Zukunft. Das ist der Plan.

Einblicke. Der 25-jährige Gusella hat in der Arbeitsvorbereitung sein Plätzchen gefunden. Das deckt studienrelevante Bereiche wie Planung, Baubetrieb, Bauaufsicht und Projektmanagement ab. Offenbar irre spannend für Fachleute wie ihn: "Ich kriege Einblicke in andere Arbeitsweisen und Abläufe. Das erweitert den Horizont", meint Gusella.

Barbecue statt Knödel. Nicht nur der Job taugt ihm, auch das Land an sich. Und die Leute: "Die Kanadier sind so was von offen, freundlich und tolerant", schwärmt Gusella. Die WG mit den beiden österreichischen Tunnelarbeitern klappt auch eins a, was ja nicht von vornherein - siehe "Schattenparker" - vorauszusetzen war. Nur das Essen, das umschreibt Gusella höflich als "etwas gewöhnungsbedürftig". Weil die Kaspressknödel aus seiner Heimat Südtirol, sind hier natürlich nicht so angesagt. Eher noch Gegrilltes, das kommt regelmäßig bei den "Barbecue"-Abenden mit Kollegen auf die Teller. Unabhängig von der Jahreszeit übrigens. Da gibt sich Kanada ganz amerikanisch.

"Big Becky" oder Rita? Am 21. Dezember sollte es eigentlich wieder Richtung Heimat, also an die FH in Spittal, gehen. Aber wer weiß. "Es gibt die Möglichkeit, das Praktikum bis zum Februar 2008 zu verlängern", erzählt Gusella. Verlockend wär's. Aber bei der endgültigen Entscheidung wird dann wohl auch Rita, seine Freundin in Südtirol, ein Wörtchen mitreden. Mit "Big Becky" kann sie's nämlich immer aufnehmen. Locker, sogar!