Ich wollte arbeiten, etwas mit meinen Händen tun.“ Es ist ein oft gesprochener Satz, wenn Menschen erklären, warum sie sich für eine Lehre entscheiden. Bei Alina Fuchs ist das nicht anders. Die 25-jährige Deutschlandsbergerin schließt im Mai die Lehre zur Mechatronikerin ab. Für sie war es nicht der erste, aber der richtige Weg. Nach der Matura studierte sie an der Uni Graz Pädagogik. „Nach drei Jahren habe ich festgestellt, dass mir das Studium zu theoretisch ist“, erzählt die Steirerin. Die Erkenntnis, sie könnte einen technischen Beruf erlernen, reifte nach und nach. Auch die Mutter kam ins Spiel. Renate Fuchs-Kriegsauer ist Mitarbeiterin bei den Zentren für Ausbildungsmanagement; die Einrichtung fördert im Auftrag des AMS und des Landes berufliche Chancen von Frauen – mit dieser Erfahrung konnte sie ihre Tochter mit Tipps versorgen. Alina Fuchs startete mit einem Praktikum bei TDK, Entwickler und Hersteller elektronischer Bauelemente in Deutschlandsberg. „Ich halte viel von der Meinung meiner Mutter, und sie hat mich in der Phase meiner Neuorientierung sehr unterstützt“, sagt Fuchs. Die Mutter wiederum versichert, nicht enttäuscht gewesen zu sein, als die Tochter das Studium nicht abschloss. „Ich habe nie versucht, Druck auszuüben. Aber hätte eines meiner Kinder bereits nach der Pflichtschule gesagt, es möchte ein Handwerk lernen, hätte es bei mir offene Türen eingerannt.“

Offene Türen rannte Fuchs dann bei TDK ein. Gleich nach dem Praktikum wurde sie als Lehrling aufgenommen. Trotzdem sie als Frau keineswegs alleine ist, „ist Mechatronik noch ein Männerberuf. Ich habe aber gelernt, mich durchzusetzen und in der Lehrzeit mein Selbstbewusstsein sehr gesteigert“, sagt die Facharbeiterin. Nächste Station nach dem Lehrabschluss wird die Instandhaltung im Unternehmen sein, das sollte ihr liegen, meint sie: „Reparieren und Warten ist etwas Spielerisches, wie Basteln.“

Zwei Generationen einer Familie, ein Beruf: Alessandro und sein Vater Wolfgang Kugler lernen bei Maschinenbau Koller den Beruf des Zerspanungstechnikers
Zwei Generationen einer Familie, ein Beruf: Alessandro und sein Vater Wolfgang Kugler lernen bei Maschinenbau Koller den Beruf des Zerspanungstechnikers © (c) Stefan Nadrag

Auch Wolfgang Kugler sagt diesen Satz: „Ich wollte mit den Händen arbeiten.“ Nach fünf Jahren im Büro ergriff der Hüttenwerksschlosser mit Meisterprüfung die Chance, umzusatteln („Ich lerne gerne Neues“) und kam über eine Stiftung zu Maschinenbau Koller nach Seebach. Hier lernt der 43-Jährige seit dem vorigen Frühjahr Zerspanungstechniker und drückt wieder die Berufsschulbank. „Die Digitalisierung ist eine Herausforderung“, sagt er. „Aber man muss hineinwachsen und darf sich nicht zu viel Stress machen.“

Was die neuen Technologien betrifft, hat Kugler auch Unterstützung seines 15-jährigen Sohnes Alessandro, der im selben Betrieb den selben Beruf lernt. „Wir haben uns gegenseitig in der Wahl nicht beeinflusst“, versichern Vater und Sohn, sondern einfach beide Gefallen an der Bearbeitung von Stahl gefunden. Maschinenbau Koller (155 Beschäftigte, davon 20 Lehrlinge, in Seebach und Lannach) stellt unter anderem Komponenten für die Luftfahrt, Raumfahrt, den Schiffsbau und Rennsport her. Sofort würde man bis zu sechs weitere Zerspanungstechniker einstellen, erklärt Reinhard Pleli, kaufmännischer Leiter. Alessandro Kugler hat sich für den Beruf und den Betrieb nach einer Orientierungsphase in der Schule entschieden, „hier hat es mir am besten gefallen“, sagt er und hat nun mit seinem Vater mehr als den Arbeitsweg gemeinsam.

„Es ist eine Premiere, dass Vater und Sohn zur selben Zeit denselben Beruf bei uns im Betrieb lernen“, sagt Pleli. Novum für einen Fertigungsbetrieb ist auch die im Herbst eingeführte Vier-Tage-Woche. Das Projekt sei erfolgreich, 70 Prozent der Belegschaft hätten es gewählt. „Wir hoffen, damit für Fach- und Nachwuchskräfte noch attraktiver zu werden.“