Ihr Buch richtet sich an Frauen. Warum wird die finanzielle Autonomie von Frauen noch immer unterschätzt?

Larissa Kravitz: Das ist stark kulturell bedingt. In Österreich gilt noch sehr oft das Versorgermodell. Ein Gegenbeispiel wäre China, wo 86 Prozent der verheirateten Frauen die Finanzen in den Familien managen.

Gibt es einen weiblichen und männlichen Umgang mit Geld?

Die Finanzmathematik ist für alle gleich. Wie man ein Unternehmen bewertet, ist unabhängig vom Geschlecht. Aber Frauen werden, wenn sie härter oder genauso gut wie Männer verhandeln, dafür gesellschaftlich eher verurteilt. So, als würden sie zu viel verlangen. Das zeigen Studien aus den USA.

Wann beginnt es, dass Mädchen anders behandelt werden?

In Österreich beginnt es schon im Teenageralter damit, dass Mädchen tendenziell etwas weniger Taschengeld bekommen. Man sieht es aber auch daran, wofür Kinder ihr Geld ausgeben. Bei Mädchen sind es eher oberflächliche Dinge wie Kleidung oder Deko fürs Zimmer. Bei Buben sind es Videospiele. Das zeigt sich relativ früh und liegt sehr stark an der Erziehung und Rollenverständnissen. Ich habe mich selbst umerziehen müssen, weil Frauen hier schon sehr viel Geld ausgeben. Und der Grundstein dafür wird in der Kindheit gelegt.

Larissa Kravitz
Larissa Kravitz © (c) AVI KRAVITZ



Können Sie dem Satz „Geld allein macht nicht glücklich“ zustimmen?

Mehr zum Thema

Nein, es gehören auch Aktien und Immobilien dazu. Der gefällt mir besser. Man muss das separat sehen. Geld allein macht nicht glücklich, genauso wie Gesundheit allein nicht glücklich macht. Glück ist von Geld total unabhängig. Man sollte aber nicht denken, dass Geld nicht glücklich machen kann. Geldsorgen sind oft Auslöser für psychische Probleme.

Wie kann man Kindern den Umgang mit Geld beibringen?

Es gibt eine gute Methode, wo das Taschengeld gedrittelt wird. Ein Teil wird investiert. Der zweite Teil ist zum Ausgeben da. Der dritte Teil wird gespendet. Das Kind kann entscheiden, wo investiert und wofür gespendet wird. Ich halte es für enorm wichtig, es zeigt dem Kind, dass es wichtig ist, sich für positive Veränderung in der Gesellschaft einzusetzen und dass man auch an andere denken sollte. Der erste Teil ist wichtig, um zu zeigen, dass das Geld, das du bekommst, nicht nur zum Spaß da ist.