Welche Berufsbezeichnung ist Ihnen am liebsten?

HARALD GLÖÖCKLER: Ich bin Harald Glööckler! Nicht mehr und nicht weniger. Das muss reichen. Die Aborigines geben sich eigene Namen. Meiner wäre: der Verschönerer. Und: Ich bin authentisch. Ich gebe nicht vor, etwas zu sein. Ich lebe mein Leben – ob es manchen gefällt oder nicht. Alles, was ich mache, mache ich aus Begeisterung und Faszination.

Wenn Tosca singt "Nur der Schönheit weiht' ich mein Leben", dann trifft das wohl auch auf Sie zu?

GLÖÖCKLER: Absolut. Und wie Goethe sagte: Ein Vorrecht des Schönen ist, dass es nicht nützlich zu sein braucht. Es gibt so viele Dinge, die hässlich sind. Schon in meiner allerersten Show habe ich gesagt: Das Leben ist eine Tragödie. Ich mache eine Operette daraus. So schön wie möglich, so elegant wie möglich. Eine Tragödie hat sich in Ihrem Leben bereits in frühen Jahren ereignet. Ihre Kindheit war von den Aggressionen und der Brutalität des Vaters gegenüber Ihrer Mutter geprägt. Sie stürzte die Treppe hinunter.

War dieses schreckliche Erlebnis mitentscheidend für Ihre spätere Karriere?
GLÖÖCKLER: Wie bereits vorher gesagt, auf die Tragödie musste die Operette folgen. In allemSchrecklichen ist etwas Schönes – und umgekehrt. Auch in Gedanken an meine Mutter beschloss ich, das Leben der Frauen schön, sie zu Prinzessinnen zu machen. Diesen Traum lebe ich nun bereits mein ganzes Leben lang.

Ist die Operette nicht etwas von gestern?
GLÖÖCKLER: Schon, aber man kann jede Operette neu inszenieren. Es gibt ja nichts Schöneres als das, was es schon gegeben hat. Etwa zur Zeit des Rokoko oder in den alten Hollywood- Filmen. Ich versuche, es in die Jetztzeit umzusetzen, es für die heutigen Frauen tragbar zu machen. Sie haben eine Lehre als Einzelhandelskaufmann in einem Modekaufhaus absolviert.

Ein Studium gab es nicht?
GLÖÖCKLER: Ja, was hätte ich denn studieren sollen? Es gibt kein Studium "So kreiert man die Welt des Harald Glööckler". Meine Kindheitwar Studium genug. Ich wusste, was ich wollte und wie ich es bekommen würde.

Gibt es eine Art Durchbruch in Ihrer Karriere?
GLÖÖCKLER: Das war wahrscheinlich 1994, meine Rokoko-Show in einem Schloss in Stuttgart. Von daan war ich mir sicher, dass ich meinen Traumleben können würde.

Sie haben aus sich visuell eine Kunstfigur gemacht.
GLÖÖCKLER: Ich sehe mich in meinem Beruf als Frontman. Diese gewisse Exzentrik hilft natürlich für die PR. Yves Saint Laurent hatte sie auch. Der war nicht weniger exzentrisch, als Herr Lagerfeld schüchtern ist. In Wirklichkeit scheue ich die Öffentlichkeit, ich war auch ein ruhiges Kind. Aber als einer, der vom Sternzeichen her Zwilling ist, schaffe ich es immer, diese Brücke zu schlagen. Ein Künstler, sage ich, muss eben viel aushalten.

Was hielten Sie von Yves Saint Laurent?
GLÖÖCKLER: Er war mein Lieblingsmodeschöpfer.Weil er mit seinem Gefühl für Farben die Frauen schön gemacht hat. Auch den Smoking hat er ihnen geschenkt. Holiday On Ice hat Sie gebeten, für die Jubiläumsshow "Platinum" Kostüme zu entwerfen. Diese Show läuft zwischen 14. und 25. Jänner in der Wiener Stadthalle.

Für Sie ein besonderer Auftrag?
GLÖÖCKLER: Ja, denn ich bin ein Fan von Holiday On Ice. Mir imponiert, welche Erfolgsgeschichte die in unserer kurzlebigen Zeit in sieben Jahrzehnten geschrieben haben. Dass sie bei mir angefragt haben, war ein großes Kompliment.

Wie viele Kostüme haben Sie für die Revue kreiert?
GLÖÖCKLER: Zwanzig. Sieben wurden genommen. Es waren ja auch nur sieben geplant.

Wie hoch darf man die Kosten für ein Kostüm beziffern?
GLÖÖCKLER: Mit 4000 Euro – nur für die Anfertigung. Über die Verkaufspreise reden wir nicht.

Ihre Lieblingsfarben?
GLÖÖCKLER: Schwarz, Rot, Gold – aber nicht, weil das die deutschen Farben sind – und Lila. Bei Familienfeiern empfehle ich den Damen rote Roben. Bei einer Hochzeit würden sie damit glatt die Braut ausstechen. Aber das ist dann deren Problem.

Gibt es eine Frau, die Sie besonders gern einkleiden würden?
GLÖÖCKLER: Es waren ja schon so viele. Aber wenn Sie mich so fragen und ich an mein geliebtes Wien, wo ich gern einen zusätzlichen Wohnsitz hätte, denke: die Kaiserin Sisi. Wenn’s noch ginge.