Es sind die kleinen Tragikkomödien über Menschen wie Du und ich, die das Format des "Aussteiger-Reality-TV" zum Hit gemacht haben. Einfach weg, die Flucht vor dem Leben, vor der Krise und überhaupt. "Dabei sollte man nie so eine Entscheidung treffen, weil man ang'fressen ist, entgegnet der Oberösterreicher Karl Pilstl, der gerade zum Hotelier des Jahres in der Karibik gewählt wurde.

Einfach ausgestiegen. Naja, könnte man sagen, hier auf Tobago, in einem der am schönsten gelegenen Hotels der Welt, ist die Stimmung sowieso immer sonnig und heiter. Und hier ist er ausgestiegen. Einfach so. Weg von einer vorgezeichneten Karriere: Als Managing Director der Technologie- und Marketing-Gesellschaft in Oberösterreich war er daran beteiligt, aus der einstigen Krisenregion ein kleines Wirtschaftswunder zu machen.

Gefühl muss passen. Auf Tobago hat er aus einem verfallenen Haus einen Leitbetrieb gemacht. Von der New York Times bis zum renommierten Reisemagazin Conde Nast Traveller lobt man das Hotel Blue Haven, das er "aus einer Bauchentscheidung mit meiner Frau" gekauft hat. "Wenn das Gefühl nicht stimmt, dann sollte man es lassen. Business-Pläne kann man immer nachjustieren, das Gefühl nicht."

Aussteigen klingt ja immer so schön: Aber wie verwandelt man sich von einem Techniker zu einem Hotelier?
KARL PILSTL: Man kann alles lernen. Das ist nicht das Problem. Man muss aber zu seiner Lebensentscheidung stehen – und dann, wenn es wirklich zur Sache geht, konsequent bleiben. Die Persönlichkeit ist es, die letztlich entscheidet, ob man durchkommt.

Wie hoch ist der Anteil der Persönlichkeit am Erfolgsweg?
PILSTL: Eine gute Idee alleine ist keine Garantie. Ich würde sagen, der Anteil der Persönlichkeit am Erfolg ist sehr hoch – er liegt bei rund 70 Prozent.

Ihrer internationalen Erfahrung nach: Wie gehen die Amerikaner im Vergleich zu uns mit der Krise um?
PILSTL: Sie reagieren viel schneller. Und setzen schneller Innovationen um. Präsident Obama kommt aus dem Nichts, das zeigt schon, wie durchlässig das System ist. Wir Europäer sind oft skeptisch: Aber diese Chancenvielfalt, diese rasche Erneuerbarkeit, das haben sie uns voraus.

Könnte man unser System ändern?
PILSTL: Schwer. Bei uns will man, dass ein Produkt zu 200 Prozent klappt. In Amerika haben sie es in der Zwischenzeit schon auf den Markt gebracht.

Wie groß ist der europäische Aufholbedarf auf dem Ausbildungssektor?
PILSTL: Die schnelle Umsetzung erfolgt auch von den Unis heraus, wohin die Amerikaner die besten Köpfe aus aller Welt locken. Sie ködern nicht mit Geld, sondern mit Entwicklungsmöglichkeiten – das fehlt uns. Europa wird aufpassen müssen. Das starrste System bei uns ist die Schule: Hier müsste man Bewusstsein schaffen: Was ist Unternehmertum, was Innovation?

Was werden Sie noch lernen?
PILSTL: Ich möchte ein Solargeschäft in Florida aufbauen. Österreich ist in der Solarenergie gut aufgestellt, da könnte man gute Netzwerke spinnen. Ich kann mir nur eines in meinem Leben nicht vorstellen: In Pension zu gehen.