Ist es egal, ob der Boss nun als Mann oder Frau auf die Welt gekommen ist? Nach der Lektüre von Friedrich Kopps "Bosse"-Bücherduett - eines widmet sich den männlichen, eines den weiblichen Chef-Marotten - möchte man antworten: Nein. Völlig geschlechtsunabhängig diagnostiziert Kopp bei allen Führungskräften vergleichbare "Eigenheiten". Dem Autor war das eine umfassende Typologie der Chefs und Chefinnen wert, die zwar auf realen Erfahrungen fußt, aber stets mit einem Augenzwinkern zu verstehen ist. Als tröstende Büroliteratur, in der man an schweren Tagen schmökern kann, gewissermaßen.

Unterschiede. In der Tat aber führen Männer und Frauen unterschiedlich und wenn sie sich ausnahmsweise doch vollkommen gleich verhalten, wird es von den Mitarbeitern mit Sicherheit verschieden interpretiert. Roland Kopp-Wichmann, deutscher Psychologe und Persönlichkeits-Coach, beschäftigte sich bereits eingehend mit diesem Thema. Sein Fazit: Beide Führungsstile haben ihre Vorteile. Aber in Zeiten wie diesen ist das als weiblich geltende Führungsverhalten vielleicht die nachhaltigere Variante. Hier die Details:

Männer sind Durchsetzer. Und darin sind sie ziemlich kompromisslos. "Meiner Erfahrung nach führen Männer in der Regel autonomer und drücken ihre Ideen auch gegen den Widerstand von anderen durch. Männer stellen keine Fragen. Leider", sagt Kopp-Wichmann. Als "Role-Model" fällt ihm der ehemalige deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder ein. "Der diskutierte nicht, sagte einfach basta!'. Und sein Umfeld spielte mit."

Frauen sind Kommunikatorinnen. Sie führen eher auf der Beziehungsebene, nehmen Widerstände ernst, loten Stimmungen aus. "Nehmen wir nur Angela Merkel", sagt Kopp-Wichmann. "Sie bindet mehr Leute ein, ist diplomatischer, stellt aber auch klar, bis zu welchem Punkt sie sich dreinreden lässt." Gerade Letzteres falle vielen Frauen in Führungspositionen schwer. "Wenn es am Ende eines Diskussionsprozesses immer noch einen gibt, der die Stirn runzelt, muss man das auch einmal in Kauf nehmen."

Gleich und doch nicht gleich. Freilich gibt's die Ausnahmen von der Regel. Jene Chefinnen beispielsweise, die in der Sache genauso hart sein können wie männliche Pendants. Nur: Sie werden oft anders wahr genommen. "Ein Mann, der auf den Tisch haut, gilt als führungsstark. Tut eine Frau das Gleiche, hat sie ihre Emotionen nicht im Griff", so Kopp-Wichmann. Das hängt natürlich mit der Tradition in Führungspositionen zusammen. Das klassische Führungsbild wurde nun einmal seit Jahrtausenden männlich geprägt, Männer erscheinen in Spitzenpositionen als die "richtigere Besetzung."

Die Mischung macht's. Der Führungskräfte-Coach Kopp-Wichmann definiert Barack Obama als zeitgemäßes Vorbild für männliche Führungskräfte. Nicht zuletzt, weil der angehende US-Präsident ungewohnt viel an weiblichen Führungsqualitäten - etwa Integration und Zuhören - einfließen lässt. Die beste Variante im Führen dürfte also demnach ein klein wenig von beidem sein.