Job-Casting, au weia! Da schwingt in Zeiten medialer Casting-Flut viel von "Germany's next topmodel" und "Starmania" mit. Von ätzenden Jurymitgliedern, öffentlichen Bloßstellungen und - sehr selten - dem großen Durchbruch grauer Mäuse. Dass der Begriff "Casting" heute schillernder klingt als noch vor wenigen Jahren, machen sich die Unternehmen gerne zunutze, man buhlt schließlich um die Aufmerksamkeit potenzieller Mitarbeiter. Aber keine Angst: Vernichtendes Feedback ist außerhalb des Fernsehkastl's nicht Usus. Die guten kommen weiter - und der Rest ist Schweigen.

Lehrlinge gesucht! C&A veranstaltet seit fünf Jahren "Lehrlings-Castings" - einmal pro Jahr. "So können wir die Jugendlichen in verschiedenen Situationen kennen lernen", sagt Andrea Beck, eine für die Lehrlingsrekrutierung zuständige Mitarbeiterin von C&A. Am spannendsten sind immer die Vorstellungsrunden und Gruppenübungen.

Tests. "Da sieht man gleich, ob jemand präsentieren kann oder ob er teamfähig ist." Eigenschaften, die sich in einem steifen Vorstellungsgespräch schwer abschätzen lassen. Zusammen mit den vorhergehenden Multiple-Choice-Tests, die Schul- und Allgemeinwissen abchecken, ergibt das gleich ein runderes Bild.

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Wertvolle Erfahrung. Die Vorteile für die Unternehmen liegen also auf der Hand. Aber was ist mit den Jugendlichen? Die meisten kriegen die Lehrstelle dann schließlich doch nicht. "Ich denke, für die Jugendlichen kann ein Casting eine wertvolle Erfahrung sein", meint die Kärntner Unternehmensberaterin und Headhunterin Karin Bolesch, die für große Unternehmen Lehrlings-Castings konzipiert und durchführt.

Ehrgeiz. Weil man neue Leute kennen lernt und sich - oft zum ersten Mal im noch jungen Leben - offensiv einer stressigen Situation aussetzt. "Das schürt bei vielen den Ehrgeiz. Und ins nächste Casting kann man weniger nervös hineingehen, weil man schon weiß, was kommt."

Kommunikation ist wichtig. Richtiges Strebern fürs Casting ist aber sinnlos. Bolesch: "Abgefragt werden Dinge, die man nicht auf die Schnelle einlernen kann. Lückentexte füllen etwa, oder Zahlenreihen vervollständigen. Es geht meist um logisches Denken und Stressresistenz." Punkten kann man mit anderen Dingen, hält Beck fest: "Wir achten sehr auf soziale Kompetenzen wie Benehmen und Kommunikationsfähigkeit.

Postiv auffallen. Das zeigt sich oft an Kleinigkeiten, etwa höflich nachzufragen, wenn man etwas nicht verstanden hat. Wenn ein Kandidat darin positiv auffällt, sind die Test-Ergebnisse sogar zweitrangig." Was außerdem Eindruck schindet: Übers Unternehmen Bescheid zu wissen. "Sich kurz einmal die Website anzuschauen ist für Jugendliche kein Problem. Und das Wissen beim Casting sicher kein Fehler", sagt Bolesch.