Manche Unterschiede zwischen Frau und Mann lassen sich eben nicht wegdiskutieren. Im Physischen, im Sozialen und – immer noch – im Beruflichen. Unternehmensgründungen sind so ein Beispiel. Da gehen die meisten Frauen ein bissl anders vor als Männer. Und machen sich das Leben dadurch schwerer.

Schritt für Schritt. Der Hürdenlauf junger Unternehmerinnen beginnt allerdings mit einem Problem, das sie aus der Welt der Angestellten mitschleppen: Frauen bekommen seltener eine Managementfunktion, haben deshalb weniger Chancen, Führungserfahrung sowie das nötige Kleingeld für einen Firmenstart anzusammeln. Und starten deshalb bescheidener: "Frauen verwenden weniger Fremdkapital beim Gründen. Lieber bauen sie ihr Unternehmen Schritt für Schritt auf und steuern eher eine Konsolidierung an", weiß Elisabeth Pirstinger, Managerin des Gründerinnenzentrums Steiermark.

Mixtur aus Job und Privat. Autonomie, Selbstverwirklichung, finanzielle Unabhängigkeit – die Motive, sich selbstständig zu machen, decken sich weitgehend mit denen der Männer. Mit einer Ausnahme: Frauen sehen im eigenen Unternehmen eine tolle Möglichkeit, Familie und Beruf besser vereinbaren zu können. Immerhin sind knapp drei Viertel der österreichischen Unternehmerinnen auch Mütter. "Leider mündet die angepeilte Work-Life-Balance oft in einer Überforderung. Weil Frauen – egal, ob selbstständig oder nicht – die Familienarbeit dann zur Gänze übernehmen", klagt Andrea Krassnig vom ersten Kärntner Lehrgang "Erfolgreich als Unternehmerin".

Privat vs. Beruf. Unter dem Strich ergibt das eine ungute Mischung aus privat und Beruf, die durch das Home-Office noch explosiver wird. Pirstinger: "Im Sinne der Familie starten Frauen ihr Unternehmen oft in der eigenen Wohnung. Für viele zeigt sich bald, dass ein Geschäftsstandort in einem Business-Umfeld nützlicher für den unternehmerischen Erfolg wäre."

Erfolg. Und da wir schon beim heißen Eisen "Erfolg" sind: Der bleibt in der weiblichen Unternehmerwelt – rein monetär betrachtet – hinter dem der männlichen Mitbewerber zurück. Warum, ist schnell erklärt. Krassnig: "Wenn's um Rechnungssummen geht, tun sich Frauen viel schwerer einen Betrag zu nennen, der dem Wert ihrer Leistung entspricht." Will heißen: Frauen sind es aufgrund ihres Rollenbildes gewohnt, vieles "nur nebenbei" zu erledigen. Oft betrachten sie dies gar nicht als richtige Arbeit. Allerdings: "Erst wenn man auch die Zeit für diese scheinbar selbstverständlichen Dinge einrechnet, kommt man unter dem Strich auf eine Rechnungssumme, die dem persönlichen Einsatz gerecht wird."

Frauen gründen später. Auch in der Führung ihres Unternehmens ticken Frauen anders als Männer. Weibliche Chefs – obwohl sie bereits über ein Drittel aller Gründer in Österreich stellen – meiden großes Risiko. Sie sind weniger expansionsorientiert, stellen weniger Mitarbeiter ein, gründen weniger oft in Teams, arbeiten öfter und länger als Einpersonenunternehmen. Frauen gründen später, die meisten zwischen 40 und 49 Jahren, während Männer im Schnitt zehn Jahre früher in die Selbstständigkeit gehen. Und dann gibt's freilich typische Frauenbranchen: Dienstleistungen wie Friseur, Kosmetik oder Reinigungsdienste überwiegen, gefolgt von Betrieben im Gesundheits- und Sozialwesen. In letzter Zeit gesellen sich weibliche "Trendbranchen" wie das Coaching-Wesen oder der Wellnessbereich dazu.

Nachhaltigkeit. Trotz all dieser Unterschiede stechen Frauen ihren männlichen Mitbewerb bei einem Thema aus, das momentan in aller Munde ist: In der Nachhaltigkeit ihres Unternehmens. Elisabeth Pirstinger hat die Zahlen schwarz auf weiß: "Nahezu 90 Prozent der von Frauen gegründeten Unternehmen sind langfristig erfolgreich." Na, wenn das künftigen Chefinnen keinen Mut macht.