Über eine Milliarde Euro Umsatz, 20,5 Prozent Wachstum - Henkel CEE hat in Zentral- und Osteuropa schon zum Halbjahr ein Ergebnis, das sich gewaschen hat. Was wollen Sie bis Jahresende erreichen, damit Sie von der Konzernspitze in Düsseldorf den Persilschein bekommen?
GÜNTER THUMSER: Wenn wir auch zum Jahresende in die Nähe der 20 Prozent Wachstum kommen, sind wir extrem erfolgreich. Die Entwicklung der Märkte im Osten kommt uns entgegen.

Henkel CEE ist 2006 in die Türkei und in den Kaukasus vorgestoßen. Wie weit nach Osten strecken Sie Ihre Fühler noch aus?
THUMSER: Im Bereich Bauchemie errichten wir unser bisher östlichstes Werk in Tscheljabinsk (Südost-Ural) und es folgt ein weiteres in Almaty in Kasachstan, nur noch 50 Kilometer von der chinesischen Grenze entfernt. Für 2009 haben wir auch Projekte in Sibirien.

Ziehen Sie auch mit Konzernfunktionen nach Osten und droht dann der CEE-Zentrale in Wien der Weichspüler?
THUMSER: Wir ziehen nichts ab aus Österreich. Wien ist die CEE-Zentrale, aber nicht 100 Prozent der Osteuropa-Steuerung. Wir entwickeln nun eine Brückenfunktion mit Bratislava, wo bis Ende September eine Finanz- und Buchhaltungs-Einheit mit 100 bis 120 Leuten gebildet wird. Überlegen Sie das Tempo, mit dem wir wachsen. 2005 waren wir 1,388 Milliarden Euro groß, 2006 bereits 1,881 Milliarden und heuer werden wir mit 2,2 Milliarden abschließen. Die Mitarbeiterzahl steigt heuer von 8800 auf 10.000. Das können wir mit der bestehenden Mannschaft in Wien allein nicht bewältigen.

Wie läuft es in Österreich?
THUMSER: Auch hier wachsen wir von 830 auf 965 Mitarbeiter, wir investieren 16 Millionen Euro an drei Standorten in Österreich. Auf dem Markt ist eine Tendenz spürbar: die Geiz-ist-geil-Mentalität geht dem Ende zu.

Wie das?
THUMSER: Wir bemerken das daran, dass die Wertschätzung gegenüber Markenartikeln wieder zunimmt. In den Wasch- und Reinigungsmittel-Segmenten und in den Kosmetik-Segmenten sogar deutlich, dass dort der Anteil an Markenartikeln steigt und jener von Private Labels zurückgeht.

Geiz ist geil heißt doch, dass man Top-Qualität möglichst billig haben möchte. Davon rücken die Konsumenten wirklich ab?
THUMSER: Danke, dass Sie Top-Qualität sagen. Genau darum geht es. Viele Konsumenten, die die letzten Jahre nur das Billige suchten, haben gemerkt, dass sie irgendwo die Top-Qualität versäumen. Es gibt eine starke positive Strömung, dass wieder erkannt wird, wofür der Begriff der Marke vor 120 Jahren geschaffen wurde: nämlich Verlässlichkeit, Kontinuität und Vertrauen. In unserer schnelllebigen Zeit wird dieser Wert wieder neu entdeckt.

Ihre bekannteste Marke Persil ist heuer 100 Jahre alt. Was ist an der so aktuell, dass sie der Geiz-ist-geil-Mentalität standhält?
THUMSER: Persil verändert sich jedes Jahr. Für einen Waschgang brauchte man vor zehn Jahren 150 Gramm, heute 90 Gramm, bei einem Drittel des Wassers in der Waschmaschine. Dazu kommt die Human- und Umweltverträglichkeit. Wir haben Megastress mit dem Waschmittel - das hält uns und die Marke fit.