Trotz der derzeitigen Situation auf dem Arbeitsmarkt mangelt es nach wie vor an Fachkräften. Suchen Sie neue Mitarbeiter?

WALTER BRABEK: Das ist eine permanente Thematik. Wir versuchen, ein Netzwerk mit Schulen und Unis zu unterhalten - im Sommer arbeiten bei uns bis zu 17 Studenten und Schüler. Es ist schwierig, aber möglich, Mitarbeiter mit der richtigen Qualifikation zu finden. Wir müssen auch versuchen, eine Stufe attraktiver zu sein als die Grazer Unternehmen.

FRANZ STRASSER: Wir sind permanent auf Mitarbeitersuche. In Oberkärnten gibt es fast keine Industrie, da ist es ungleich schwieriger. Es wird versucht, Leute mit Urlaub zu ködern.

ERNST GSCHWEITL: Für uns ist die Personalsuche auch eine permanente Angelegenheit. Wir suchen Konstrukteure und Berechner und haben gerade drei Leute eingeladen. Wir machen Finite-Elemente-Berechnung und bewegen uns damit in einem kleinen Spezialbereich. Zudem sind wir eine kleine Firma und können das umfassende Produktmanagement nicht bieten, trotzdem ist die Berechnung eine tolle Sache, man lernt bei jedem Auftrag.

Haben die Absolventen Angst, sich zu spezialisieren und in einem zu kleinen Bereich aufzustellen?

GSCHWEITL: Ja, deshalb haben wir ein Gebäude errichtet, das ein sichtbares Zeichen sein soll.

HELMUT RITTER: Wir versuchen, die Leute davon zu überzeugen, dass sie auch Managementaufgaben übernehmen sollten, weil Engineering zu einem großen Teil auch eine Managementaufgabe ist. Der Ingenieur ist die treibende Kraft.

Das heißt, sie alle leiden darunter, dass technische Berufe noch immer nicht an Attraktivität gewonnen haben. Was kann man dagegen unternehmen?

RITTER: Konkret versuchen wir, mit drei Programmen zu punkten, etwa Auslandspraktika anzubieten - Siemens ist an 140 Standorten der Welt vertreten. Wir bieten ein Trainingslabor an oder vergeben Diplom- und Masterarbeiten. Wir setzen auch auf Werkstudenten und Praktikanten. Wenn wir potenzielle Mitarbeiter einmal vor Ort haben, gelingt es uns am ehesten, sie zu motivieren.

BRABEK: Man muss so früh wie möglich mit künftigen Mitarbeitern in Kontakt treten.

Das löst Ihr Problem noch nicht, Sie schnappen sich die wenigen Techniker gegenseitig weg. Wo kann man ansetzen?

GSCHWEITL: Wir brauchen mehr Technikverständnis in der Öffentlichkeit. Ich frage meine Bewerber gern, warum die zwei Räder bei der Eisenbahn verbunden sein müssen.

BRABEK: Man muss den Keim für Begeisterung schon früh säen - in der Volksschule etwa, später im Physikunterricht.

RITTER: Es ist ein gesellschaftliches Problem. Wenn Technik funktioniert, ist sie selbstverständlich. Und in die Schulen zu kommen, ist gar nicht so leicht.

STRASSER: Bei einem Tag der offenen Tür kann Technik erlebbar gemacht werden. Wir haben einen veranstaltet und es kamen Eltern mit den Kindern - es gab einen hohen Zuspruch. Kaum einer wusste, dass wir mittlerweile weltweit tätig sind.

Man muss Technik also begreifbar und sichtbar machen. Wie gelingt das bei Produkten wie etwa Kühlaggregaten?

BRABEK: Wir werben primär mit dem Sinn unseres Tuns. Unser Produkt ist maßgeblich am Energieverbrauch beteiligt. Durch unser Tun können wir diesen Energieverbrauch reduzieren und einen Sinn in die Tätigkeit legen, das kommt sehr gut an.

Sind Jobs in der Technik "zukunftssicher"?

RITTER: Die Chance in der Technik ist ungleich höher als etwa in Altgriechisch, außerdem verdient man gut. Ich habe viel Verständnis dafür, dass man sich selbst verwirklicht und studiert, was einem Spaß macht. Das sollte man auch. Aber auch in der Technik gibt es viele Bereiche, die faszinierend sind und Spaß machen. Die Palette ist breit.

GSCHWEITL: Jobs im Engineering etwa sind familienfreundlich. Man hat geregelte Arbeitszeiten. Wochenendarbeit gibt es nicht.

RITTER: Die Arbeit ist extrem befriedigend. Man sitzt an einem Problem und löst es. Der Techniker ist auch Künstler.

Man holt mit all den Vorteilen zu wenig Jugend zu dem Thema ab - offenbar ist das Berufsbild des Kammerlsitzers noch zu präsent.

BRABEK: Stimmt. Ich kenne aber viele Jugendliche, die begeistert "Galileo" schauen. Aber die Verknüpfung zum Arbeitsplatz ist noch nicht da.

RITTER: Zum Arbeitsplatz vielleicht nicht, aber zur Anstellung. Techniker sind schon im Laufe ihrer Ausbildung gefragt.