Positives zu Beginn - die Beschäftigung 2013 ist österreichweit gestiegen. "Bei dem geringen Wirtschaftswachstum verwunderlich", sagt AMS-Landesgeschäftsführer für die Steiermark, Karl Heinz Snobe. Das sei "nicht ausschließlich eine Zunahme der Teilzeitbeschäftigung", auch das Beschäftigungsvolumen habe zugenommen. Die Arbeitslosigkeit in Österreich hat allerdings stark zugenommen, die Steiermark und Kärnten liegen österreichweit im Mittelfeld.

Was kommt in der Beziehung 2014 auf uns zu?

KARL HEINZ SNOBE: 2014 wird sich die Situation noch nicht entspannen, wir werden eine Steigerung der Arbeitslosigkeit haben. Die Beschäftigung sollte etwas stärker zunehmen, hier wird Migration eine entscheidende Rolle spielen. Erst 2015 sehen wir rückgehende Arbeitslosenzahlen.

Wo werden 2014 verstärkt Kräfte gebraucht?

SNOBE: In bestimmten Bereichen gibt es Knappheit - Fachkräftebedarf ist nach wie vor da, der sich aber überwiegend im höher qualifizierten Segment darstellt. SYLVIA

MÜLLER-TRENK: Der Fachkräftemangel im technischen Bereich wird weiterhin ein Problem sein. Die Plattform willhaben.at hat derzeit 1943 Jobs ausgeschrieben. Spezialistenpositionen werden gesucht, qualifiziertes Fach- und kaufmännisches Personal, Sales-Positionen . . .

BRUNI WAGNER: Wir versuchen das aufzufangen, indem wir Führungskräfte aus den eigenen Reihen aufbauen.

Haben Sie Schwierigkeiten, Lehrlinge zu finden?

WAGNER: Noch nicht. In Kärnten sind wir noch die Insel der Seligen. Ich habe jetzt schon einen Stoß an Bewerbungen - vielleicht auch, weil wir verstärkt an Jobmessen teilnehmen - obwohl wir erst mit September starten.

SNOBE: Es gibt sehr viele Betriebe, denen es gelungen ist, sich einen Namen als Ausbildungsbetrieb aufzubauen.

REINHARD WITTREICH: Wir sind Schulpartner, etwa in Deutschfeistritz, und wir unterstützen uns gegenseitig. Da ist über Jahre eine Beziehung entstanden.

Ist Beziehung künftig generell ein zentrales Thema?

WITTREICH: Absolut. Führen mit Druck ist nicht mehr möglich. Beziehung ist das Zukunftsthema, wir müssen Menschen finden, die nicht nur arbeiten gehen, weil sie dafür Geld verdienen, sondern weil sie es gern tun. Wir versuchen, mit unkonventionellen Methoden Freude zu wecken, dann spüren sie die Belastung weniger. Im Herbst haben wir das Spiel Verkaufsjoker gestartet, das in diese Kerbe schlägt. Stärken herausarbeiten, statt immer schimpfen, was nicht klappt. Momentan müssen wir keine Jobs ausschreiben.

Bietet der Einzelhandel Möglichkeiten für ältere Arbeitnehmer?

SNOBE: Neben dem Aspekt, dass man auf den Nachwuchs schaut, kommt man, wenn man über die Arbeit der Zukunft nachdenkt um die Themen "länger arbeiten" und ältere Arbeitskräfte nicht herum. Gerade im Einzelhandel hat sich die Beschäftigung Älterer, was die Summe anbelangt, sehr positiv entwickelt, das geht in die richtige Richtung.

WAGNER: Wir würden die älteren Arbeitskräfte gar nicht aufgeben wollen. Um gute kompetente Mitarbeiter zu haben, braucht man die Erfahrung und gerade dieser Austausch macht es aus. Wir haben etwa einen Traineelehrgang 40 plus. Das sind Mütter, die nach der Babypause zurück in den Job kommen.

MÜLLER-TRENK: Das Alter wird immer weniger Thema. Früher war es häufig der Fall, dass man aufs Alter geschaut und ausgemustert hat. Das ist kein primäres Thema mehr. Vielleicht, weil sich die Generationen mehr vermischen.

WITTREICH: Es zählt immer weniger das biologische Alter, sondern wie alt man im Kopf ist.

Kommt es auf die Anzahl der Ausbildungen an oder ist Praxis im Endeffekt entscheidend?

WITTREICH: Die Persönlichkeit macht's - im Endeffekt sind der Wille und die Begeisterung wichtiger als eine Vielzahl von Ausbildungen ohne Kenntnisse aus der Praxis. Ein Leitsatz von mir ist: Erst wer, dann was. Ich suche die Leute, die im Bus mitfahren wollen, und dann machen wir aus, wo wir hinfahren.

WAGNER: Für die Führungsebene ist die passende Ausbildung sicher wichtig, aber am Point of Sales brauchen wir hemdsärmelige Kräfte, die mit vollem Einsatz bei der Sache sind.

MÜLLER-TRENK: Ausbildungen sind wichtig und bringen in der Vorausscheidung Punkte, aber im engeren Feld punktet dann - überspitzt formuliert -, wer in den Ferien am Bauernhof gearbeitet hat, statt einen weiteren Englischkurs in Boston besucht zu haben.

Geht es verstärkt in Richtung Lehre mit Matura?

SNOBE: Ja, die Lehre mit Matura ist ein Erfolgsmodell und wird weiter zunehmen. Was sie aber an Voraussetzung braucht, sind eine hohe Bereitschaft der Personen und die größtmögliche Unterstützung. Man muss nebenbei wirklich sehr viel leisten.