Klischee oder Wahrheit? Manches, das Männern nachgesagt wird, stimmt einfach nicht. Wie ein angeblich übertriebenes Leiden beim Männerschnupfen, der in seinen unterschiedlichsten Ausprägungen wohl zu den schlimmsten Krankheiten rund um den Globus zählt.

Hinter anderen Vorurteilen hingegen könnte schon das eine oder andere Fünkchen Wahrheit stecken: Angeblich soll ja das richtige Spielzeug das Kind im Manne erwecken. "Das kann ich nur vollinhaltlich bestätigen“, schmunzelt Vizeleutnant Gerald Brantner. Der Berufssoldat baute gemeinsam mit Kumpel Klaus Zettel drei Jahre lang eine überdimensionale Autorennbahn.

Die "Slot Car“-Anlage, wie sie im Fachjargon richtig heißt, befindet sich am Gelände der Villacher Rohr-Kaserne in Seebach. "Wir haben uns innerhalb des Heeressportvereins in einer eigenen Sektion Modellbau organisiert und uns hier in einem Gebäude eingemietet“, erklärt der pioniertechnische Planungsunteroffizier. Und dreht die Zeit ins Jahr 2020 zurück: "Als wir das Projekt in Angriff nahmen, fanden wir hier zwei alte Lagerräume vor.“ Schritt für Schritt arbeiteten sich Brantner und Zettel voran. Aus zwei kleinen Räumen wurde ein großer. „Wir brauchten schließlich Platz, hatten einen genauen Plan im Kopf.“

26,7 Meter, 75 Zentimeter Höhenunterschied

Die aktuelle Bahn ist nicht Brantners erste. "Wir haben davor schon fünf Stück gebaut, keine war aber so ausgetüftelt.“ Die Strecke misst 26,7 Meter. „Beide Spuren sind auf den Zentimeter genau gleich lang, gleich schnell. Bis zu sechs Fahrzeuge können zeitgleich ihre Runden drehen.“ Spannend ist der Höhenunterschied: "Zwischen dem niedrigsten und dem höchsten Punkt liegen 75 Zentimeter. Aufwärts zu bremsen ist anders als abwärts, da wird’s fahrtechnisch schon kniffelig.“

Hindernisse hat Brantner elegant umschifft – wie den Stahlträger, der einen halben Meter von der Wand entfernt im Raum stand. "Ich hab’ ihn in die Bahn integriert und einfach um eine Burg mit Merkmalen des Schlosses Neuschwanstein gebaut.“ Wobei: Was Brantner als "einfach“ bezeichnet, war das Resultat von zwei Wintern Heimarbeit, maßstabgetreu und mit viel Liebe zu Details. Vor denen die Anlage nur so strotzt. 600 Figuren säumen die Rennstrecke – alle handbemalt. Rund 300 Bäume stehen auf der Anlage, vorne die größeren, hinten die kleineren. „Das verleiht dem Ganzen ebenso die richtige Tiefe wie da hinten diese Gebirgskette“, lenkt Brantner die Blicke auf ein Panoramabild an der Wand. "Ich hab’ ein Foto von Wollanig aus gemacht, vom Mittagskogel bis zum Dobratsch, und es dann nachgemalt.“

Zeitmessung auf die 1/1000 Sekunde genau

Zu den mechanischen Spitzfindigkeiten gesellt sich modernste Technik. "Auf der Strecke sind rund 400 Meter Kabel verbaut.“ Gestoppt wird nicht händisch, sondern digital. "Wir haben ein internationales Computersystem, das bis auf die 1/1000 Sekunde genau die Zeit misst.“ Alles funktioniert in Echtzeit. Jeder weiß sofort, wo er steht. Ein besonderes Extra ist die virtuelle Tankfunktion. "Es ist wie im echten Leben: Wer viel Sprit verbraucht, muss früher tanken. Das Programm errechnet den Verbrauch und schickt dich in die Boxengasse.“

25 Aktive umfasst die Sektion. Regelmäßig messen sie sich vereinsintern wie auch mit anderen Modellbauern. "In Villach gibt es drei weitere Bahnen. Auf jeder werden pro Saison mehrere Rennen ausgetragen, am Ende gibt es einen Cup-Gesamtsieger.“

Übersiedelung in die neue Großkaserne?

Bei Männern muss es immer einen Gewinner geben – Klischee oder Wahrheit? "Wahrheit“, bestätigt Brantner. "5, 4, 3, 2, 1, los! Wenn dieser Countdown ertönt, kriegen alle lange Zähne, dann fliegen die Fetzen. Nach dem Rennen sind wir aber wieder die besten Kumpel und genießen die gute Zeit, die wir miteinander verbringen.“

In absehbarer Zeit entsteht in der Fellach die neue Großkaserne des Bundesheers. Die Rohr-Kaserne wird aufgelassen – und mit ihr die Slot-Car-Bahn? "Sie ist hier fix verbaut, ein Umzug wird nicht möglich sein“, weiß Brantner. "Dann errichten wir am neuen Standort eben eine neue Bahn. Die nächsten acht Jahre sind wir aber sicher noch hier.“