Es ist ein Surren, Rattern, Kratzen, manchmal auch ein Pendeln. Meistens aber ist es ein tiefes, dumpfes Brummen, ähnlich einem Maschinenmotor, das Wilhelmine und Leopold Kofler aus Feistritz an der Drau seit mehr als einem Jahr nicht mehr ruhig schlafen lässt. Gelegen in einer klassischen Wohnsiedlung, hält sie beinahe genauso lange die Suche nach der Lärmursache wach. Mehr als 13.700 Euro wurden in ein Gutachten investiert, Sachverständige zurate gezogen, der Nachbar unter die Lupe genommen, beinahe 100-mal in einer Ausweglosigkeit auswärts geschlafen. Und der Kern des Geräusches bleibt indes unentdeckt.

Das Ehepaar hat aber eine klare Vermutung: „Das Brummen sind niederfrequente Töne. Nicht alle Menschen nehmen sie wahr, für jene, die es tun, ist es aber umso schrecklicher.“ Faktisch gesehen liegen niederfrequente Töne meist deutlich unterhalb von 100 Hz. „Die Ursachen einer solchen Schallbelastung können vielfältig sein. Sie reichen von technischen Anlagen bis hin zu spezifischen Körperwahrnehmungen“, sagt Heinz Ferk, Spezialist für Niederfrequenz-Schallmessung der Technischen Universität Graz.

Gutachten entkräftet Verdacht

Mittels spezieller Schallmessgeräte kann dieser „Brummton“ festgestellt werden. Auch ein Weg, den die Koflers bereits gegangen sind. So hat das Land Kärnten bereits vor Monaten Messungen im Haus durchgeführt, um die Ursache festzumachen. Die Ergebnisse wurden von der zuständigen Abteilung 8 an die BH Villach-Land übergeben. Das Gutachten wies nicht den von den Koflers vermuteten Nachbarn, sondern „Lkw-Reifen der nahe gelegenen Autobahnbrücke“ als Ursache aus. Ein unzureichendes Ergebnis für das schlafberaubte Ehepaar.

Also holten sie sich einen Raumakustiker und Lärmgutachter als zweiten Experten ins Haus. Conclusio seiner Arbeit: kein kausaler Zusammenhang zwischen Geräten im Nachbarhaus und dem „Brummton“ im Haus der Koflers. Kosten für sein Gutachten: stolze 13.732,80 Euro.
Eine Lösung für das Problem ist nicht in Sicht. Ein Umzug war schon oft Thema, doch: „Ich bin 75 Jahre alt. Wo soll ich jetzt noch hin?“, sagt Leopold Kofler.

Problematik gewinnt immer mehr an Bedeutung

So wenig nachvollziehbar die Problematik für viele sein mag, so sehr mehren sich Wahrnehmungen dazu. Betroffene klagen über massive gesundheitliche Belastungen. Am häufigsten gemeldet wird es in Wien, Niederösterreich und Oberösterreich, die Facebook-Gruppe „Brummton-Phänomen“ zählt über 1400 betroffene Mitglieder im deutschsprachigen Raum. Der Experte Ferk wünsche sich daher, dass das Problem an gesellschaftlicher Bedeutung gewinnt.

Eine Vielzahl der Beschwerden bezieht sich auf Gewerbe- oder Baubereich. Als häufige Verursacher ausgemacht werden können Windkraft, Wärmepumpen oder Motoren. Im Fall der Familie Kofler soll keine der genannten Ursachen infrage kommen - was die Suche weitergehen lässt. Mittlerweile wurde auch ein Anwalt zu Rate gezogen.