Sie lesen in der neuenbuehne aus Ihrem Lyrikband „Brot und Liebe“. Eine Anspielung darauf, dass man als Lyriker eher zum Verhungern verurteilt ist?
JANKO FERK: Der Titel gibt unser gesamtes Spannungsfeld wieder. Er könnte auch „Leben und Zuneigung“ heißen. Zwischen diesen beiden Polen spielt sich alles ab, was wir in unserem Leben tun und lassen können. Das Publikum erwartet interessante und heutige Lyrik.
Sie haben vor Kurzem gesagt, dass Sie nicht wissen, ob Ihnen in Zukunft noch Gedichte gelingen werden. Ist alles gesagt, was es zu sagen gebe?
FERK: Es ist nie alles gesagt, weil wir nichts wissen. Ich schreibe Gedichte rein intuitiv, deshalb kann ich naturgemäß nicht wissen und nicht einmal ahnen, wann und wie viele Gedichte mir noch ein- oder vielmehr zufallen werden. Obwohl nicht ein einziger Vers ein Zufall ist.
Sie sind Richter, international renommierter Kafkologe, Übersetzer: Woher nehmen Sie die Zeit für Ihre eigene Literatur?
FERK: Ich erstelle mir für alle meine Tätigkeiten, die ich mit Herz und Hirn verfolge, einen genauen Zeitplan, an den ich mich streng halte. So bleibt mir auch Zeit, beispielsweise, zum Skifahren. Ich bin mit Sicherheit nicht der Dichter aus dem stillen Kämmerlein, der nicht wüsste, wie sich die Welt dreht. Nach der Abwahl der FPK war viel von Aufbruchstimmung im Land die Rede. Ist davon noch etwas zu spüren?
FERK: Als Richter äußere ich mich zur profanen Politik für gewöhnlich nicht. Ich verhehle aber nicht, dass durch dieses unser gemeinsames Land nach der Lösung der Ortstafelfrage ein Ruck gegangen ist, der ihm unheimlich gut getan hat. Ich fühle mich jetzt viel wohler.
Die finanzielle Situation österreichischer Autorinnen und Autoren ist nicht besonders rosig. Gibt es von Ihrer Seite Ideen wie man daran etwas ändern könnte?
FERK: Es gibt viele gute Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die nicht in Würde arbeiten können, das stört mich. Hier halte ich die Interessensvertretungen für feig und zahnlos. Ich könnte mir ein Modell vorstellen, bei dem ein Autor finanziell grundabgesichert wird, wenn ihn eine namhafte Schriftstellervereinigung nach eingehender Prüfung als Mitglied aufnimmt. Vielleicht sollte man mit Minister Josef Ostermayer einmal darüber reden.
INTERVIEW: HARALD SCHWINGER