FlowOverVillach. Die Kunst: Leicht. Fertig. Zu sein. Unter diesem Label läuft das 19. Theaterfestival spectrum. In Bezug auf "dinner mit jérôme" trifft es voll zu. Nach 30 Minuten ist der Zauber vorbei.

Konversation. Alles beginnt sehr geheimnisvoll. Treffpunkt: Rezeption im Holiday Inn. Man erhält Transmitter mit Ohrstöpsel und nimmt am Kaffeehaustisch Platz. Serviert wird eine Konversation zwischen vier Personen an der Theke, die wir wie Spione mithören.

Zusätzlicher Zündstoff. Der Plot der Unterhaltung ist schnell erzählt: Jérôme Bel, französischer Star-Choreograph des zeitgenössischen Tanzes, feiert die Premiere von "The show must go on" mit zwei Tänzerinnen plus seiner neuen Flamme, die soeben für ihn ihren Mann verlassen hat. Zusätzlichen Zündstoff birgt die Tatsache, dass auch beide Tänzerinnen Geliebte des Herrn Bel waren. Binnen kürzester Zeit eskaliert das Gespräch in einem Streit und die illustre Runde geht im Zorn auseinander.

Überlappung von Fiktion und Realität. Der Streit sorgt für Irritation unter jenen Gästen, die nicht über die Theateraufführung informiert sind. Territorien, Regeln und Codes verschwimmen. Das Publikum verfolgt nicht nur eine Aufführung, sondern beobachtet auch die Gästereaktionen. Genau in dieser Überlappung von Fiktion und Realität liegt der Reiz dieses Theaterkonzeptes von Hubert Lepka, dem Regisseur.

Merkwürdiger Geschmack. Dennoch: Es bleibt ein merkwürdiger Geschmack zurück, wenn ein so bedeutender Choreograph wie Jérôme Bel (er stellte Autorschaft und Produktionsbedingungen von Tanz in einen popkulturellen Kontext) auf die leichte Kost privater Banalitäten reduziert wird. Also bloß: "Fast Food mit Jérôme".