Nach seiner schweren Erkrankung ist Otto Schenk (78) wieder absolut gut drauf. Im Haus Hofmannsthal in Wien sind Bilder aus seinem Leben ausgestellt, in den Kammerspielen hatte gestern das Stück Halpern & Johnson Premiere. Mit Helmuth Lohner absolviert er auch Termine mit den Lacherfolgen (Villach am 17. Februar 2009). Und ein neues Buch, "Darum das ganze Theater", ist auch da und in den Läden bereits erhältlich.

Das Buch wird am 16. November im Theater in der Josefstadt offiziell präsentiert. Was wäre zum Titel zu sagen?
OTTO SCHENK: Dass es zwischen Theater und Leben keine Grenzen zieht. Ich habe die Blamagen, die Schwierigkeiten, das Lächerliche des Lebens auf der Bühne immer wieder verwendet und ein bisschen kokett im Unsinn den Sinn des Lebens erblickt.

Es ist abermals keine Biographie. Sie nennen es Kaleidoskop?
SCHENK: Die Versuche, mir eine Biographie zu entlocken, schlugen glücklicherweise immer fehl. Ich zitiere aus dem Vorwort: Wenn ich mein Leben erzählen soll, geht es mir, als würde ich einem österreichischen Fußballspiel zusehen. Die paar Momente, die an Fußball erinnern, sind so spärlich, das Schusspech so häufig, der Sieg oder auch nur Ähnliches in so unfassbare Weiten gerückt, die Fadesse so unbeschreiblich groß, dass die Schilderung eines Fußballspiels Österreich gegen irgendwen es müssen ja nicht gerade die Färöer Inseln sein, undiktierbar wie unaufzeichenbar scheint.

Helmuth Lohner ist Ihr Partner bei "Halpern & Johnson". Das Stück wurde einst für eine TV-Produktion mit Laurence Olivier und Jackie Gleason geschrieben?
SCHENK: Ich bin darin ein Jude, der seine Frau begräbt und am Grab seinen Vorgänger, ihren Fast-Liebhaber trifft. Die beiden haben einander drei Mal pro Jahr heimlich getroffen. Das erfahre ich in homöopathischen Dosen, was mich zur Raserei und Verzweiflung bringt. Es gibt viele amüsante Stellen und Dialoge, hinter denen man stehen kann. Sprechbare, wilde, tückische Dialogstellen, die mich verführt haben, ja zu sagen.

Verführt haben Sie auch Lohner, Ihren Freund und Lieblingspartner?
SCHENK: Ja, weil der einen Eid mit dem Himmel hatte, dass er nicht mehr spielen wollte. Ich bin sehr dankbar, dass er ihn gebrochen hat.

Sie erhielten von der Met in New York den ehrenvollen Auftrag, im kommenden Jahr Ihre Ring-Inszenierung zu erneuern. Aber sonst haben Sie beschlossen, der Regie fürderhin zu entsagen?
SCHENK: Ja, weil ich mein verbleibendes Talent und die verbleibende Kraft für mich als Schauspieler verwenden möchte. Während ich Regie geführt habe, habe ich zu viele tolle Rollen