Nach Ihrer turbulenten Trennung von Infineon vor vier Jahren sind Sie nun Chef von Grace Semiconductor. Was genau macht Grace?
Ulrich Schumacher: Ich zog nach Infineon eine Schleife über die USA und suchte für eine Beteiligungsfirma Investitionsmöglichkeiten. Dabei bin ich auf Grace Semiconductor gestoßen. Die Firma fand ich interessant. Dann wurde mir das Angebot gemacht, zu investieren. Grace ist ein Auftragsfertiger, eine so genannte Foundry. Sie ist Zulieferer für Firmen wie Infineon, die einen Teil der Produktion auslagern.

Wo haben Sie Ihre Standorte?
Ulrich Schumacher: Unsere 1500 Mitarbeiter produzieren ausschließlich in Shanghai, wo wir eine Fab haben. Wir errichten gerade ein zweites Werk, wo wir noch günstiger herstellen werden und sind dabei, eine Fab in den USA zu übernehmen. Die andere Stoßrichtung – und das ist auch der Grund für unsere Betriebseröffnung am Mittwoch in Villach – ist, dass wir auch in die Entwicklung hinein gehen. Wir wollen Kompetenzen aufbauen, die wir nicht gegen, sondern für unsere Kunden einsetzen. Wir entwickeln keine eigenen Produkte in Konkurrenz zu anderen wie Infineon. Sondern wir entwickeln Produkte für und gemeinsam mit Kunden.

Wem gehören die anderen Anteile? Sind Sie auch Teilhaber?
Ulrich Schumacher: Stimmt, ich bin mit Optionen daran beteiligt.

Wie viel gehört ihnen?
Ulrich Schumacher: Das ist eine private Firma, daher veröffentlichen wir die genauen Anteile nicht. Aber ich bin nicht unzufrieden. Hauptinvestor ist ein chinesischer Fonds, der der Staatsregion Shanghai gehört. Weitere Investoren sind Lee Ka-Ching, der Eigentümer von Hutchison (u. a. Mobilfunker 3, Anm.), japanische Halbleiterunternehmen und einige Fonds aus Hongkong.

Jetzt haben Sie in Kärnten einen Standort. Was machen Sie hier?
Ulrich Schumacher: Die Gründung unserer Europazentrale ist schon erfolgt. Sie entstand aus der Übernahme der Villacher Sparte des Schweizer Halbleiter-Entwicklers Micronas. Interessanterweise entstand die Firma durch einen Verkauf von Infineon-Teilen an Micronas im Jahr 2000. Es sind Entwicklungsspezialisten für Analog-Digital-Schaltungen. Sie arbeiten jetzt für unsere Kunden und unterstützen sie bei ihrer Entwicklung ihrer Produkte.

Dieses Know-how gibt es in China und speziell in Shanghai nicht?
Ulrich Schumacher: In diesem Segment gibt es dieses Wissen dort nicht. Für uns macht es daher Sinn, dorthin zu gehen, wo dieses Know-how existiert. 27 Entwicklungsmitarbeiter haben in Österreich eine ganz andere Entwicklungsdynamik als in Shanghai. Ich kenne die Kompetenzen und die Menschen – deshalb sind wir hierher gegangen.

Jetzt sind es 27. Wie viele sollen es einmal werden?
Ulrich Schumacher: Das Konzept läuft ganz gut an. Wir machen erste Projekte mit japanischen Kunden. Ich kann mir gut vorstellen, dass bald 40 bis 50 Mitarbeiter in Villach für uns arbeiten werden.

Es fällt auf, dass Sie vorzugsweise Infineon-Leute geholt haben.
Ulrich Schumacher: Das mag so aussehen, es erfolgt aber nicht gezielt.

Anders gefragt: Keilen Sie bewusst Infineon-Leute?
Ulrich Schumacher: Nein. Ich könnte das gar nicht. Diejenigen, die kommen, wechseln nicht wegen eines fetten Gehalts. Wir sind ein Startup und könnten uns das gar nicht leisten. Das sind Menschen, die an die Idee glauben und in unserer Firma einen größeren Gestaltungsspielraum finden, als es naturgemäß in einem Konzern der Fall ist.

Die Leute bringen eine Menge technologisches Wissen mit.
Ulrich Schumacher: Klar.