Das Krankheitsbild ist arg, weißt du, die Wirbelsäule, wenn die betroffen ist, als zentrales Organ", beginnt Hans Piccottini ein Gespräch am Krankenbett in der Onkologie des St. Veiter Krankenhauses. "Doch gerade dort hab' ich Waffen, in der Säule!" Klare Augen blitzen hinter den Brillengläsern, schmaler ist er geworden, die Züge treten schärfer hervor. Der Geist ist hellwach.

Rettung. "Die Rettung ist das Dasein in einer neue Bildebene. So musst du als Kranker reden, du gehst ja nicht auf demselben Weg weiter. Du gehst zwar mit denselben Füßen, bist ein bisschen geschwollener bei den Gelenken, du erlebst den Augenblick intensiv!"

Glücklich. Wie er das schafft, angesichts der medizinischen Gerätschaften, der aggressiven Therapien? "Ich muss jetzt, wo ich das sage, glücklich sein, ich versuche, den Augenblick vollkommen neu zu verstehen, als die Summe aller Augenblicke. So lebst du intensiver. Und du lebst urlang dadurch."

Schmerzen. Ob er Schmerzen hat? Piccottini nimmt in seiner Antwort Bezug auf berühmte Künstlerkollegen. "Munch, Picasso, Cezanne, mit ihren Schmerzbildern haben das ausgedrückt. Auch wir müssen eine Schmerztür täglich neu öffnen. Es ist das radikalste Märchen, durch den Schmerz hindurch die Welt zu begreifen."

Blick auf Kärnten. Von den Wegbereitern der Moderne lenkt Piccottini den Blick auf Kärnten. Vom Krankenbett fordert er, dass Kunst im Lande Inhalte transportieren muss. "Mit wenigen Ausnahmen lebt die Kunst im Lande sehr dekorativ und kosmetisch. Du kannst über jede Wunde Puder drüberstreuen. Bei uns ist es die einseitige Förderung historischer Werte."