Viel hat sich in zehn Jahren an der Meinung des Villacher Bürgermeisters Helmut Manzenreiter geändert. Im Jahr 1998 setzte er seine Unterschrift unter eine Resolution des Gemeinderates, aus religiösen, kulturellen und sozialen Gründen für den arbeitsfreien Sonntag einzutreten.

Positive Signale. Inzwischen hat sich in der Stadt Grundlegendes getan: Immer mehr Touristen besuchen sie am Wochenende, die großen Einkaufszentren am Stadtrand bedrängen die Kaufleute in der Innenstadt und letztendlich verzeichnet Villach im Jahr 800.000 Nächtigungen. Für Manzenreiter handfeste Gründe, den Innenstadtgeschäftsleuten das Offenhalten an Sonntagen zu erlauben. Rechtlich wäre alles einwandfrei. Villach müsste nur den Antrag stellen, in den Raster der Tourismusgebiete aufgenommen zu werden. Wenn der Landeshauptmann positiv entscheidet, stünde der Sonntagsöffnung zumindest im Sommer nichts im Wege. Positive Signale von Beamtenebene bestärken Manzenreiter in seinem Vorhaben. Villach wäre damit die erste Stadt Österreichs, die am Sonntag mit offenen Geschäften aufwarten würde. Damit will der Bürgermeister vor allem die Altstadt stärken.

Alleinstellungsmerkmal. Wenn in wenigen Tagen das Atrio, Kärntens zweites großes Einkaufszentrum mit 24.000 Quadratmetern Verkaufsfläche, am Stadtrand eröffnet, wird die Altstadt Griffiges dagegenhalten müssen. "Mit dem Offenhalten am Sonntag hätte die Altstadt ein Alleinstellungsmerkmal", bringt es Manzenreiter auf den Punkt.

Kundenmagnet. Schon jetzt ist Villach an den Wochenenden Magnet für ausländische Besucher. Vor allem Italiener, aber auch viele Slowenen spazieren an Sonntagen in Scharen über den Hauptplatz, drücken sich an geschlossen Geschäftstüren die Nase platt. "Müsste nicht sein", sagt Manzenreiter. "Wenn die Unternehmer wollen, können sie aufsperren!" Dabei pocht er strikt auf Freiwilligkeit. Laut Tourismusregelung dürften dann aber auch Mitarbeiter beschäftigt werden, die einen Sonntagszuschlag von 100 Prozent lukrieren.

Neue Chancen. Eine neue gesetzliche Möglichkeit würde auch größeren Geschäften wie dem neuen Einkaufszentrum Drau-Passagen in der Nähe des Bahnhofes enorme Chancen eröffnen. Manzenreiter: "Man sagt mir, dass es sich bei Billa und Hofer am Sonntag ziemlich abspielt." Die Sonntags-Öffnungszone sollte jedoch auf den Villacher Altstadtbereich beschränkt bleiben: Was zwischen Ringmauergasse, Postgasse, Freihausgasse und Bahnhofstraße liegt, gehört dazu.

Qualitätsaufwertung. Grundsätzlich stehe er dem Tabubruch Sonntagsöffnung skeptisch gegenüber, aber weil sich in allen Innenstädten durch die allgemeinen Entwicklungen an der Peripherie ein Wandel vollziehe, müsse man reagieren. Manzenreiter: "Ich glaube daran, dass es zwei, drei Jahre dauern wird, bis sich neue Strukturen in der Innenstadt gefunden haben, aber vieles deutet bereits jetzt auf eine Qualitätsaufwertung hin."