Es war einer der programmierten Höhepunkte beim Carinthischen Sommer, der Auftritt des Concerto Köln mit dem Pianisten Andreas Staier im Villacher Congress Center. Nur wo blieb das Publikum? Nicht einmal das Parkett war am Freitag abend voll besetzt, geschweige denn der Balkon.

Orginalinstrumente. Dabei wurden die Anwesenden mit einer wahren Sternstunde der Mozartinterpretation auf Originalinstrumenten verwöhnt. Einem Klangkörper, der die Musik des Salzburger Genies von allem romantisierenden Ballast entschlackt, vibratolose Streicher die höchst präzise und mit ungeheurer Verve die dynamischen Möglichkeiten in den Stücken ausloten, dazu die alten Original-Blasinstrumente, die Farben in den akustisch eher nüchternen Saal zaubern, wie man sie hier nie für möglich gehalten hätte.

Verzierungstechnik. Nach einer Art Aufwärmstück, der in Frankreich vom 22-jährigen Mozart komponierten Ballettmusik "Les petits riens", betrat ganz bescheiden Andreas Staier das Podium, um vor und nach der Pause am Hammerflügel zwei der schönsten und an emotionalen Stimmungen reichsten Klavierkonzerte Mozarts zu interpretieren, jenes in G-Dur (KV 453) und jenes in c-Moll (KV 491).

Kontraste. Staier hat wie heute kaum ein anderer Pianist den Sinn Mozartscher Verzierungstechniken verstanden und nimmt sich hier beinahe improvisatorische Freiheiten heraus. Dazu setzt er ganz bewusst auf Verzögerungseffekte, die die Kontraste im musikalischen Geschehen verstärken, die Spannung vor der Auflösung enorm verstärken. Es ist ein überaus dramatischer Mozart, trotz der leisen Töne aus dem kleinen Hammerflügel. Und ist es nicht paradox, dass gerade zwei deutsche Pianisten, nämlich Staier bei Mozart und Christine Schornsheim bei Haydn, im Augenblick die wohl aufregendsten Interpretationen der beiden Wiener Klassiker abliefern.

Jubiläumsjahr. Der Carinthische Sommer präsentiert Mozart im Jubiläumsjahr in einer Dichte und Vielgestaltigkeit wie kein anderes Klassik-Festival in Österreich. Vor allem weil man ihn immer wieder in zeitgenössisches Umfeld stellt. Dazu passen auch die hervorragenden Programmhefte, diesmal mit Erläuterungen des Komponisten Olivier Messiaen, übersetzt vom Carinthischen Intendant Thomas Daniel Schlee. Also hingehen! Schon morgen ist die nächste Gelegenheit.