Wenn die Kräfte nachlassen, die Arme verkrampfen und die Muskeln zu zittern beginnen, dann hilft meistens nur noch ein Notruf und schon sind die Retter zur Stelle.

Bereits zu knapp 60 Einsätzen mussten allein die Mitglieder der Bergrettung Lienz heuer schon ausrücken – ehrenamtlich und unentgeltlich, versteht sich. Elf Einsätze davon entfallen auf die Galitzenklamm mit ihren Klettersteigen. Dabei trafen die Bergretter bei fünf Einsätzen auf unverletzte Personen. "Wir fahren in die Galitzenklamm, obwohl es hier gar keine Bergrettung benötigt", kritisiert der Lienzer Ortsstellenleiter Thomas Zimmermann. Man hätte ohnehin schon einen Engpass bei den Bergrettern. Wenn gleichzeitig ein anderer Einsatz hereinkommt, der akut ist, hätte man keine Leute.

"Bis jetzt keine Antwort bekommen"

Die Galitzenklamm wird vom Tourismusverband Osttirol betrieben. Dafür wird auch Eintritt verlangt. Die Bergrettung Tirol hat deshalb bei der Gemeinde Amlach als zuständige Behörde angefragt, ob es für die Galitzenklamm eine Veranstaltungsgenehmigung sowie ein rettungs- und sicherheitstechnisches Konzept gibt. "Bis jetzt haben wir keine Antwort bekommen", sagt Zimmermann. Stefan Clara, Bürgermeister von Amlach, war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Tatsächlich sei es laut Statuten der Bergrettung aber so, dass sobald irgendwo Eintritt verlangt wird, die Freiwilligkeit der Bergrettung endet, wie beispielsweise in einem Skigebiet, wo man eine eigene Pistenrettung hat. Bei der Galitzenklamm seien die Retter einfach vor vollendete Tatsachen gestellt worden. "Es ist im Vorfeld nie mit uns geredet worden", kritisiert Zimmermann und betont im selben Atemzug, dass es natürlich kein Thema sei, dass man Verletzte aus der Klamm holt. Für sogenannte "Fehleinsätze" – kurz gesagt erschöpfte Sportler – bräuchte es eine Lösung. "Wir möchten schriftlich vereinbaren, welche Pflichten wir haben, damit wir uns darauf einstellen können", sagt Zimmermann. Durch ein Sicherheitskonzept müssten die Betreiber der Galitzenklamm quasi jemanden einstellen, der Alarmierungen entgegennimmt und dann entscheidet, ob es die Bergrettung braucht oder nicht.

Bergungsalternative gefunden

Das will Franz Theurl, Obmann vom Tourismusverbands Osttirol (TVBO), nicht so stehen lassen: "Man sollte auch die Einsätze relativieren, wenn man weiß, dass rund 30.000 Begehungen zu den Klettersteigen registriert werden und dass es im laufenden Sommer zu circa zehn Bergungen gekommen ist. Auch diesbezüglich wurde nun vom Galitzenklamm-Verantwortlichen Werner Frömel noch eine Bergungsalternative gefunden, welche die Einsätze der Bergrettung bei Bergungen ohne Verletzte, entlasten soll. Jeder Einsatz wird von der Bergrettung verrechnet und vom Betroffenen oder vom TVBO als Ausfallsbürge bezahlt."

Behörde will zu einem Besprechungstermin laden

Im Fall Galitzenklamm sind eine Veranstaltungsgenehmigung sowie ein rettungs- und sicherheitstechnisches Konzept laut Theurl nicht erforderlich. "Die Gemeinde Amlach beruft sich auf ein vorliegendes Rechtsgutachten, wonach Klettersteige als Wege zu behandeln seien. Diese Beurteilung wird auch von den Landesjuristen geteilt. Damit kann ein Klettersteig nicht mit einer Veranstaltungsmeldung in Verbindung gebracht werden", erklärt Theurl und hofft, dass es zu einer raschen Aussprache kommt, um diese Differenzen zu beseitigen. Der TVBO pflege zu allen Bergrettungsgruppen im Bezirk ein gutes Verhältnis, und das solle auch so bleiben.

Und daran scheint auch die Bezirkshauptmannschaft Lienz, interessiert zu sein. Sie informiert, "dass die geltende Rechtslage dem Betreiber und der nach dem Veranstaltungsgesetz zuständigen Gemeinde Amlach mitgeteilt wurde. Die BH Lienz wird vermittelnd zu einem Besprechungstermin einladen."