Osttirols Wirtschaft hat einen Denker und Lenker verloren. Michael Aichner ist im Alter von 69 Jahren verstorben. Im Osttiroler Pustertal war er als Kaufmann in Abfaltersbach bekannt. Und der Gemischtwarenladen war jener Ort, wo Michael Aichner früh lernen musste, Verantwortung zu übernehmen. In den 1970er-Jahren pachtete er das Geschäft, nachdem sein Vater erkrankt ist – später wurde er Eigentümer. In Huben, Kartitsch und Lienz führte er im Laufe der Jahre weitere Lebensmittelmärkte.

Aichner war ein fleißiger und bescheidener Geschäftsmann. Einer, der seine Mitarbeiter forderte und förderte. Vor allem auf die Ausbildung junger Menschen in der Region legte er Wert. Und er war jemand, der die Gabe hatte, Zahlen zu lesen und zu interpretieren. Und diese Gabe war auch in der Wirtschaftskammer gefragt. Von 1985 bis 2012 war er Vertrauensmann des Bezirkes im Gremium des Tiroler Lebensmittelhandels. Er war Vorsitzender in der Osttiroler Prüfungskommission für den Lebensmittelhandel und stellvertretender Gremialobmann des Tiroler Lebensmitteleinzelhandels. Von 2012 bis 2019 war er schließlich Obmann der Wirtschaftskammer in Osttirol.

Kühler Kopf war gefragt

Aichner wirkte in dieser Zeit an "Vordenken für Osttirol" mit und war maßgeblich an der Heimvorteil-Initiative der Osttiroler Lebensmittelhändler beteiligt. In dieser Zeit profitierte Aichner vor allem von seiner ruhigen Art. Sein kühler Kopf war oft gefragt, vor allem wenn er sich mit dem extrovertierten Tiroler Wirtschaftskammer-Präsident Jürgen Bodenseer die Bühne geteilt hat. Für sein Wirken wurde ihm erst heuer beim Neujahrsempfang der Wirtschaftskammer der Titel Kommerzialrat verliehen.

"Er hat die Wirtschaftskammer über viele Jahre geprägt", sagt seine Nachfolgerin Michaela Hysek-Unterweger. "Michael Aichner war bescheiden und zugleich offen", sagt sie. Dass er Weitblick hatte, zeigte er vor allem in den Jahren vor seinem Abschied aus der ersten Reihe. Sowohl die Adeg-Filialien als auch die Führung in der Wirtschaftskammer hat er ohne Nebengeräusche und geordnet übergeben. Aichner war auch in der Abfaltersbacher Kommunalpolitik tätig und engagierte sich in der Musikkapelle, in der Feuerwehr, beim Fußballverein und im Lions Club.

Michael Aichner war auch im Ruhestand fleißig, pflegte Kontakte und war offen für Neues und vor allem neue Technik – etwa als er mit seinem elektrischen Fiat 500 durch das Pustertal gefahren ist.