Die monatelange Zuspitzung der jahrelangen Führungskrise der SPÖ hat auf Bundesebene weniger geschadet, als die kritischen Kommentare ahnen lassen. Schon lange stand die Sozialdemokratie nicht derart anhaltend im Rampenlicht. Auch negative Öffentlichkeit sei besser als gar keine, sagen Zyniker der politischen Kommunikation. Doch diese lediglich Bekanntheitsgrade fördernde Schmierenkomödie ist Gift für das Vertrauen in rote Gestaltungsfähigkeit. Wer nicht einmal in der Lage ist, Stimmen zeitgerecht auszuzählen, empfiehlt sich nicht zur Verantwortung für die Republik.

Darunter leiden am meisten jene Sozialdemokraten, die auf anderen Ebenen regieren. Das reicht von Bürgermeisterinnen wie Elisabeth Blanik in bis zu Landeshauptleuten wie Peter Kaiser in Kärnten. Denn während ihre Bundespartei im Personalstreit als Opposition ohne erkennbare Vision stagniert, müssen sie permanent sachliche Fortschritte liefern. Dazu reicht es nicht, die FPÖ als Feindbild der Demokratie zu desavouieren, die ÖVP als ihren Handlanger zu brandmarken, die Grünen als deren Steigbügelhalter zu bashen und die Neos als neoliberale Sozialabbauer darzustellen. Die Bundespartei definiert sich zu stark über ihre Konkurrenz, auf Landes- und Gemeindeebene braucht es Kompetenz.

Wohnen war ihn Tirol schon vor der Krise teuer

Das zeigt sich deutlich beim in Tirol konkretesten Thema der Teuerung. Wohnen kostete hier schon vor der großen Krise zu viel Einkommen. Um Erleichterung zu schaffen, muss eine Partei national, regional und kommunal an den Hebeln sitzen. Das tun nur ÖVP und SPÖ. Klischeehaft Bürgermeister- und Landeshauptleute-Partei gegen jene, die in 40 der jüngsten 53 Jahre den Kanzler gestellt hat. Da Wohngesetze zwischen Bund, Ländern und Gemeinden verteilt sind, könnten die Sozialdemokraten diese Drei-Ebenen-Erfahrung ausspielen. Das wäre ein chancenreiches Match gegen die ÖVP. Wer auf kommunalen und regionalen Spielfeldern Tore schießt, empfiehlt sich fürs Finale der Nationalliga.

Weil die ÖVP nach Ober- und Niederösterreich auch in Salzburg die Weichen auf Schwarzblau stellt, hat die SPÖ weiter nur drei Landesräte fürs Wohnen: Kathrin Gaál in Wien, Gaby Schaunig in Kärnten und Georg Dornauer in Tirol. Die Teuerung in diesem Bereich ist überall eines der größten Probleme großer Bevölkerungsschichten. Nirgends sonst wirkt es so existenzgefährdend wie in Tirol. Mehr als in Wien und Kärnten mit roten Landeshauptleuten ist sie hier auf die Bundespartei angewiesen, um etwas weiterzubringen. Ihr künftiger Vorsitzender muss an diesem Thema zeigen, was er kann.