Die Tatsache, dass das Land die Offensive für Qualitätsbetten in Osttirol eingestampft hat, ist bei der Wirtschaftskammer (WK) nicht gut angekommen. Für eine Verlängerung sieht man beim Land keinen Grund. Nur für 18 Betten sei zwischen 2020 und 2022 von diesen Förderungen Gebrauch gemacht worden. Michaela Hysek-Unterweger, Obfrau der Wirtschaftskammer Lienz, ist überzeugt: "Die Zukunftsfähigkeit von Gesellschaft und Wirtschaft im alpinländlichen Raum hängt stark mit der Entwicklung im Tourismus zusammen."

Und gerade aus diesem Grund fordert sie die Verlängerung der Offensive. Steht doch für Osttirol einiges in der Schleife: Während in den letzten drei Jahren im Bezirk bereits 524 Qualitätsbetten geschaffen beziehungsweise mit dem Bau dieser Betten begonnen wurde, sollen in den nächsten fünf Jahren mit einer Investitionssumme von rund 94 Millionen Euro 900 zusätzliche Qualitätsbetten in 18 Projekten entstehen.

Nachhaltiges Wachstum in den Tälern

Hysek-Unterweger betont, dass die Notwendigkeit des Förderprogrammes 2020 durch die Studie "Leistungsfähigkeit und Overtourismrisiko der Regionen – Wertschöpfungspotenziale am Beispiel Osttirol" untermauert sei. Für einen im Tourismusbereich strukturschwachen Bezirk wie Lienz empfehle die Studie die Förderung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit durch nachhaltiges Wachstum, vor allem in den Tälern. Aufgrund dieser Ausgangslage wurde vom Land Tirol im November 2020 die "Qualitätsbettenoffensive Osttirol" mit dem Ziel geschaffen, den Osttiroler Tourismus nachhaltig zu stärken.

Regionalfördergebiet mit Strukturschwächen

Auch der Geschäftsführer der Osttiroler Investment GmbH, Karl Poppeller, macht sich für eine Fortsetzung der Qualitätsbettenoffensive in Osttirol stark. "Osttirol ist als einziger Tiroler Bezirk noch als ein EU-Regionalfördergebiet mit Strukturschwächen deklariert", wirbt Poppeller für eine differenzierte wirtschaftspolitische Betrachtung, "zudem sind die Ziele des Programmes im Bezirk noch nicht erreicht."

Michaela Hysek-Unterweger akzeptiert die Streichung der Qualitätsbettenoffensive nicht
Michaela Hysek-Unterweger akzeptiert die Streichung der Qualitätsbettenoffensive nicht © KK/Martin Lugger

Als Grund dafür sieht er neben der Pandemie, in deren Zeitraum der Programmstart der Qualitätsbettenoffensive fiel, multiple Ursachen wie Verzögerungen bei den Bauverfahren, Lieferkettenprobleme sowie Preissteigerungen der Baumaterialien. "Es gibt im Bereich der Gästebetten keine Überkapazitäten im Bezirk Lienz. Durch die Weiterführung der Qualitätsbettenoffensive wird zudem die Osttiroler Infrastruktur und Daseinsvorsorge abgesichert", argumentiert Poppeller für eine Fortführung des Programms.

Verlust von Privatbetten auffangen

"Die Osttiroler Tourismuswirtschaft benötigt dringend weitere Qualitätsbetten, um die anhaltenden Bettenverluste in niedrigeren Kategorien sowie bei den Privatzimmern aufzufangen", argumentiert TVB-Obmann Franz Theurl. Er wird nicht müde zu trommeln, dass mit Qualität eine nachhaltige Steigerung der Wertschöpfung im Bezirk einhergehe.