Ende 1922 übernahmen die Faschisten unter Benito Mussolini die Macht in Italien und somit auch in Südtirol, das vier Jahre zuvor an Italien angeschlossen worden war. Das Tiroler Photoarchiv (TAP) dokumentiert mit einer neuen virtuellen Ausstellung die ersten zehn Jahre des Faschismus in Südtirol, wo kein eigens "gewachsener" regionaler Faschismus bestand. Der faschistische "Marsch auf Bozen" Anfang Oktober 1922 sollte die Generalprobe für den "Marsch auf Rom" mit der Machtergreifung Benito Mussolinis Ende des Monats werden. Für die Schau wurden alle Bestände des TAP intensiv ausgewertet und letztlich sind 46 Bilddokumente ausgewählt und erstmalig zusammengestellt worden.

Das 1926 bis 1928 in Bozen errichtete "Siegesdenkmal" – Monument faschistischer Macht und Herrschaft, Aufnahme um 1930
Das 1926 bis 1928 in Bozen errichtete "Siegesdenkmal" – Monument faschistischer Macht und Herrschaft, Aufnahme um 1930 © Sammlung Robert Amort, L82720 – TAP

"Mit der aktuellen Ausstellung wird die Anfangsphase der Geschichte Südtirols nach der Abtrennung von Österreich und der Angliederung an Italien in Bild und Wort dokumentiert", erklärt Landeshauptmann Anton Mattle, der für die Kulturagenden der Tiroler Landesregierung zuständig ist. "Mit der neuen virtuellen Ausstellung zu den Anfängen des Faschismus in Südtirol liefert das TAP aussagekräftige fotografische Einblicke in unser Land vor hundert Jahren", betont Südtirols Kulturlandesrat Philipp Achammer. "Für Zeiten, in denen die Fotografie noch nicht so allgegenwärtig war wie heute gilt das besonders."

Das TAP – Tiroler Archiv für photographische Dokumentation und Kunst mit Sitz in Lienz und Bruneck – wird vom Land Tirol, der Stiftung Südtiroler Sparkasse und den Städten Lienz, Innsbruck und Bruneck getragen. Kurator der virtuellen Ausstellung ist Martin Kofler, der auch das Archiv leitet: "Einmalig sind sicher die visuelle Dokumentation faschistischer Sportveranstaltungen am Brenner sowie des Rom-Besuchs von rund 2500 italienischsprachigen Südtiroler Faschisten im April 1933. Die Schau konnte dank der Unterstützung durch Partner wie Südtiroler Landesarchiv oder Bildarchiv Austria der Österreichischen Nationalbibliothek umgesetzt werden."