Der Blick aufs Thermometer verhieß nichts Gutes. Frostige zehn Minusgrade, eigentlich ideal für einen Tag im wohlig Warmen. Doch in Lienz tickten die Uhren am Sonntag anders. Dick vermummte Gestalten marschieren schon früh morgens in Richtung Dolomitenhalle - das Langlauf-Equipment als unverkennbares Zeichen der angepeilten Mission - am 35. Dolomiten-Lauf teilzunehmen.

Spannung. Bald darauf gleicht das Starterfeld einem Bienenschwarm, voller Spannung und Nervosität. Endlich! Der Kanonenschuss, der Balken fährt in die Höhe und ab geht's. Wie ein Landsturm setzt sich die Meute in Bewegung, tausende Stöcke schwingen wild umher. Und während die Spitzengruppe wie ein D-Zug über die Loipe donnert, haben manche ganz andere Sorgen - gebrochenes Material oder Stürze fordern ihre ersten Opfer, andere hadern mit dem Dilemma, vielleicht doch in den falschen Wachstopf gegriffen zu haben.

"Vull brutal". Da sind die Labestationen willkommen zum Frustabbau oder zumindest für ein erstes Zwischenresümee. "Ma, zach" führt die Beliebtheitsskala eindeutig an, dicht gefolgt von "Vull brutal". "I hob den Start vaschlofn und bin erst um zehn los", ist hingegen wohl als Einzelschicksal anzusehen.

. Doch eines eint sie alle: die schockgefrosteten Gesichter mit weißer Raureif-"Dekoration" zu denen sich hie und da sogar eine Eiszapfen-Kultur gesellt. Da wird nicht nur das Antlitz auf eine Bewährungsprobe gestellt, auch die Bronchien kriegen einen nicht unwesentlichen Teil ab. Aber selbst wenn schon jeder Atemzug die reinste Qual ist, den Zieleinlauf am Lienzer Hauptplatz lassen sich die wenigsten nehmen. Die einen früher, die anderen eben später. Und über ihren Köpfen ein Transparent mit der Aufschrift: "Jeder ein Sieger über sich selbst." Am Sonntag wohl mehr, denn je zuvor. Gewonnen hat übrigens Teemu Kattilakoski aus Finnland vor den Österreichern Christian Hoffmann und Thomas Freimuth.