Die gewaltigen Schneemassen haben Osttirol weiterhin fest im Griff. Wie ernst die Situation tatsächlich ist, kam am Sonntagabend in der Marktgemeinde Matrei zum Tragen. Die Felbertauernstraße ist seit Samstag 14 Uhr wieder passierbar. Die Verbindung zwischen Salzburg und dem eingeschneiten Osttirol war wegen Lawinengefahr gesperrt.

Bauernhof evakuiert. Ein Bauernhof in der Fraktion Mattersberg auf 1100 Meter Seehöhe musste wegen akuter Lawinengefahr evakuiert werden. Eine Gleitschneelawine bedrohte die Hofstelle des Wirtschaftsgebäudes. "Die Entscheidung für die Evakuierung der vier Kinder und vier Erwachsenen hat sich als absolut richtig und notwendig erwiesen", sagte der Matreier Bürgermeister Andreas Köll, nachdem in der Nacht auf Montag eine 50 mal 50 Meter breite Gleitschneelawine im Bereich der Hofstelle vulgo "Obenfeldner" am Mattersberg zwischen Huben und Matrei abgegangen ist. "Das Wirtschaftsgebäude wurde zwischen vier und fünf Metern verschüttet, auch der Innenbereich der Hofstelle ist bis zu 2,5 Meter hoch mit Schneemassen bedeckt", informierte Köll. Schäden konnten daher noch keine festgestellt werden. Das Wohnhaus selbst blieb von den Schneemassen verschont.

Alle Hände voll zu tun. Pausenlos im Schneeeinsatz steht neben den Osttiroler Feuerwehren weiterhin das Österreichische Bundesheer mit 200 Mann, welches gestern wieder zahlreiche Gebäude von Schnee befreite. Ein Rundruf der Kleinen Zeitung hat ergeben, dass Schnee-Helfer derzeit Mangelware sind. Seine Kapazitäten zur Gänze ausgeschöpft hat etwa der Maschinenring Osttirol, aber auch private Firmen sind voll und ganz ausgelastet. Einzig die Firma Strabag könnte laut Hochbauleiter Hans Hutter noch Aufträge annehmen.

Ausnahmezustand. Nach den heftigsten Schneefällen der vergangenen 22 Jahre herrscht seit Tagen Ausnahmezustand. Neuschneemengen zwischen 100 und 180 Zentimeter haben den Bezirk zum Stillstand gebracht und Einsatzkräfte auf Trab gehalten. Mit den neuerlichen Schneefällen am Donnerstag begann sich die Situation auch in Osttirol zuzuspitzen. Allein in Lienz fielen innerhalb von 48 Stunden 115 Zentimeter Neuschnee vom Himmel. Laut Zamg-Klimatologin Susanne Zach-Hermann, erlebte Lienz die höchste je gemessene zweitägige Neuschneesumme seit Beginn der Aufzeichnungen.

Wieder viel Schnee in Sicht. Eine Entspannung der Situation ist weiterhin nicht in Sicht, bis Mittwoch sollen im Bezirk Lienz weitere Neuschneemengen bis zu 50 Zentimeter dazu kommen.