Es war keineswegs normal, was damals geschah. Die Narben der Opfer rufen nach Offenlegung, nicht nach Rache." Mit diesen Worten wandten sich ehemalige Internatsschüler des Bundeskonvikts in Lienz an die Kleine Zeitung. Sie berichten von zehn- bis 14-jährigen Buben, die damals, in den 60er-Jahren, in dem Osttiroler Heim auf "sadistische Weise gequält wurden". Ihr anonymes Schreiben erreichte auch den Opferschutzverein "Weisser Ring" in Wien. Für Geschäftsführerin Marianne Gammer sind die Vorwürfe nicht neu. Im Gegenteil: "Der Weisse Ring gründete heuer in Absprache mit dem Unterrichtsministerium eine Expertenkommission, die sich mit den Vorfällen in Lienz befasst." Es gehe vor allem um die frühen 60er-Jahre. Udo Jesionek, der Präsident des Opferschutzvereins, ist Vorsitzender dieses Gremiums. Insgesamt haben sich 15 ehemalige Zöglinge beim "Weissen Ring" gemeldet. Sieben Betroffene erhielten laut Gammer vor Kurzem eine finanzielle Entschädigung. "Die anderen Fälle werden noch geprüft. Auch Untersuchungen zu Vorwürfen betreffend sexueller Übergriffe gibt es, die sind ebenso noch nicht abgeschlossen."