Schwer getroffen hat es die Bauernfamilie Fürhapter in Außervillgraten. Der Wolf hat dort in der Nacht vom vergangenen Montag auf Dienstag zugeschlagen. In einem stallähnlichen Unterstand in unmittelbarer Nähe des Bauernhauses wurden am Dienstag, dem 30. April, sechs Schafe tot aufgefunden. „In der Nacht haben wir von dem Vorfall nichts gemerkt. Schafe kennen den Wolf nicht und machen bei einem Überfall keinen Lärm“, sagt Manuel Fürhapter. Erst in der Früh, als er zum Füttern ging, habe er das Malheur entdeckt. Neun weitere Tiere mussten von anwesenden Tierärzten mit Einschläferungsspritzen notgetötet werden, sieben Schafe sind verletzt.

Nach Begutachtung durch den örtlich zuständigen Amtstierarzt besteht der Verdacht auf einen Wolf als Verursacher. Ein großer Teil des Zuchtbestandes von Manuel Fürhapter wurde damit ausgelöscht. Bei den toten Schafen handelt es sich nicht um Berg- oder Steinschafe, die in Osttirol üblich sind. Es sind Tiere der seltenen Rasse Kärntner Brillenschaf, die vom Aussterben bedroht sind. Hier kostet ein weibliches Tier zwischen 500 und 600 Euro. Die männlichen sind noch teurer. Fürhapter hat zwei davon. Die hat der Wolf nicht zur Beute gemacht. Manuel Fürhapter steht jetzt vor der Entscheidung – weitermachen oder aufhören. „15 Schafe sind tot, 15 habe ich noch und wenn ich weitermache, der Wolf kommt bestimmt wieder. Einen Wolf schießen bringt nichts, dann folgt eben ein anderer nach“, sagt der junge Schafzüchter.

Manuel Fürhapter hadert damit ob er weitermachen oder aufhören soll
Manuel Fürhapter hadert damit ob er weitermachen oder aufhören soll © KK/Privat

Mutterschafe hinterlassen Lämmer

Eduard Penker, der Geschäftsführer des Schaf- und Ziegenzuchtverband Kärnten, ist schockiert: „Als bundesweit verantwortliche Zuchtorganisation sind wir bestürzt über diese dramatischen Ereignisse.“ Und Regina Stich von der Organisation „Save the alps“ beklagt das Verenden der 15 Kärntner Brillenschafe: „So wird diese Rasse ausgelöscht, denn Bauern bekommen sehr schwer solche Schafe zur Weiterzucht, weil sie von Züchtern nicht hergegeben werden.“ Jungtiere in Außervillgraten müssten jetzt mit der Flasche aufgezogen werden, weil die Mütter dem Wolf zum Opfer gefallen sind.

Schwer verletzte Schafe mussten notgetötet werden
Schwer verletzte Schafe mussten notgetötet werden © KK/Privat

Gemäß den gesetzlichen Vorgaben hat die Tiroler Landesregierung umgehend eine Abschussverordnung für den Wolf in Außervillgraten erlassen. Diese ist mit der Kundmachung in Kraft getreten und gilt für die Dauer von acht Wochen in einem Umkreis von zehn Kilometern ausgehend vom Ort des Ereignisses. Die zuständige Jägerschaft ist bereits informiert.

Zwei tote Schafe in St. Veit

Mitte April wurden in St. Veit im Defereggen zwei Schafe getötet und ein weiteres Schaf verletzt. Auch hier fanden die Risse in unmittelbarer Nähe eines bewohnten Gebäudes statt. Anhand der genommenen Proben wurde mittlerweile ein Wolf aus der italienischen Population nachgewiesen. Mittlerweile werden auch Wolfssichtungen in Leisach und am Donnerstag in Obertilliach gemeldet. Allen Tierhalterinnen und Tierhaltern wird empfohlen, Schafe und Ziegen auf den Heimweiden mit einem wolfsabweisenden Zaun zu schützen oder in der Nacht in einen sicheren Stall zu bringen.