Der Lienzer Friseurmeisterin Olga Unterwainig ist vor zwei Jahren in Innsbruck das Buch „Dein Herz ist gefragt“ von Bischof Hermann Glettler in die Hände gefallen. „Genau! Darum geht es. Das muss ich lesen!“ Zu Beginn beschreibe der Bischof ausführlich die medizinisch-technische Funktion des Herzens, „wie ein Mediziner, wie ein Kardiologe“. Auf Seite 91 fand Unterwainig dann Zeilen, die tatsächlich ihr Herz anrührten. Menschen mit Herzschrittmacherqualität begegne man in Betrieben und Bildungseinrichtungen, in Vereinen und Initiativen, aber auch im Supermarkt, in der Arztpraxis, auf der Polizeistation und im Friseursalon, schreibt der Geistliche auf dieser Seite. Und es heißt weiter: „Ja, tatsächlich schenken viele Friseurinnen ihren Kunden ein offenes Ohr, Verständnis, kleine und größere Portionen Zuwendung und Zärtlichkeit - und bringen sie damit in Schwung.“

Ein Dankesschreiben für den Bischof

Um Olga Unterwainig war es geschehen, erinnert sie sich lebhaft und fasst sich dabei ans Herz. „Wieder und wieder habe ich diese Sätze gelesen. Ich konnte es nicht glauben. Ich war zu dem Zeitpunkt seit 41 Jahren mit Begeisterung Friseurin. Aber ich hatte in meinem Leben noch niemals von solcher Wertschätzung für meinen Beruf gehört.“ Gerührt verfasste sie ein Dankesschreiben an den Bischof. Dieser antwortete umgehend mit einem handgeschriebenen Brief und sprach darin die Einladung aus, sich mit den Friseurinnen in Osttirol gerne einmal zu treffen. Es dauerte, bis sich ein Termin fand.

Am Sonntag, dem 14. April, feiert der Innsbrucker Bischof nun mit den Osttiroler Friseurinnen und Friseuren um 15 Uhr in der Wallfahrtskirche St. Ulrich in Lavant einen Gottesdienst. Eine Auswahl der kreativen heimischen Haarkünstlerinnen stellt dabei sogar Gesangskünste unter Beweis. Das vollständige Programm soll hier noch nicht verraten werden. Nur so viel: Zur Eröffnung erklingt das Lied „Schöne Madonna“, zur Kommunion haben die Friseurinnen Michael Jacksons Welthit „We are the world“ mit einem deutschen Text versehen.

Die Haarkünstlerinnen üben mit Begeisterung, Barbara Panzl fotografiert
Die Haarkünstlerinnen üben mit Begeisterung, Barbara Panzl fotografiert © KK/Privat

„Erstmals haben wir vor zwei Jahren gemeinsam gesungen“, berichtet Heidi Kleinlercher, Inhaberin des Friseursalons Krehaartiv in Hopfgarten im Defereggental. Sie teilt sich mit Maria Steinringer die Innungsleitung im Bezirk. Beide singen natürlich mit. In Kalkstein trafen sich die sangesfreudigsten Friseurinnen damals zu einem Gottesdienst mit dem Sillianer Dekan Josef Mair. „Die wirtschaftlichen Krisen der Pandemie hatten wir gerade überstanden, und es war uns ein Bedürfnis, Danke zu sagen“, erzählt Kleinlercher. Der Gottesdienst mit dem Bischof bietet nun zum zweiten Mal Anlass, außerhalb der üblichen Treffen zusammenzukommen und zu singen.

Das Gitarrenspiel von Patrizia und ihrer Mama Heidi Kleinlercher begleitet den Sologesang von Notburga Walder
Das Gitarrenspiel von Patrizia und ihrer Mama Heidi Kleinlercher begleitet den Sologesang von Notburga Walder © KK/Privat

„Wir freuen uns sehr, weil wir als Kollegen im Bezirk so gut zusammenarbeiten“, bekundet Kleinlercher. „Diese Harmonie, diesen Zusammenhalt bewundert auch unser Landesinnungsmeister Clemens Happ, der natürlich auch zum Dankgottesdienst nach Lavant kommt.“ Die zwölf Sängerinnen hoffen auf rege Teilnahme und sind sich sicher, dass „es nicht nur uns, sondern alle bereichert und uns allen gut tut“. Nach der Messe laden die Friseurinnen zu einer Agape mit einem Glas Wein und Brot. „In unserem Beruf zählt wirklich das Herz. Und zwar jeden Tag“, freut sich Olga Unterwainig, dass ihre Kontaktaufnahme mit dem Bischof bald neue Früchte tragen wird.

Olga Unterwainig begeistert sich seit 43 Jahren für ihren Friseurberuf
Olga Unterwainig begeistert sich seit 43 Jahren für ihren Friseurberuf © Christoph Blassnig