Ein Kleinkind namens Max machte Anfang des Jahres Schlagzeilen. Wegen einer seltenen Erbkrankheit ist der Junge dringend auf eine Stammzellenspende angewiesen. Tausende Menschen ließen sich in den Wochen darauf typisieren, um festzustellen, ob sie als Spender in Frage kommen. Unter ihnen auch Nadja Kerschbaumer. Im Februar forderte die Oberkärntnerin beim Verein „Geben für Leben“ ein Typisierungsset an, das sie mit einer Speichelprobe retournierte. „So wurde ich in der internationalen Datenbank gespeichert“, sagt die 22-Jährige. Die Chancen, dass man für einen Fremden als Stammzellenspender passt, stehen laut Ärzten bei 1:500.000. Oft kann es Jahre dauern, bis genetische Zwillingspaare gefunden werden. Doch für Kerschbaumer sollte es ander kommen.

Der Anruf, der unter Umständen ein Leben gerettet hat, ereilte Kerschbaumer schon nach wenigen Wochen. Ihre Merkmale stimmten mit einem Patienten aus Deutschland überein. Nun musste sich Kerschbaumer entscheiden, ob sie bereit für den nächsten Schritt war: „Ich antwortete sofort mit ,Ja!’ und in meinen Augen waren Freudentränen.“

1500 registrierte Kärntner

Seit 2015 führt „Geben für Leben“ selbstständig Typisierungen durch. „Nadja Kerschbaumer ist unsere erste Spenderin aus Kärnten“, sagt Büroleiterin Cemanur Kartal. Anfang des Jahres waren 1500 Kärntner als potenzielle Spender registriert. Die Zahl dürfte aufgrund verschiedener Typisierungsaktionen inzwischen stark angestiegen sein.

Für Kerschbaumer ging nach dem Anruf alles Schlag auf Schlag: „Möglichst schnell musste ich zu meinem Hausarzt zum Blut abnehmen. Dann stand die große Voruntersuchung in Bayern an, wo auch die offizielle Stammzellenspende stattfand.“ Vier Tage vor dem Spendetermin musste Kerschbaumer damit beginnen, sich zwei Mal täglich ein Medikament in den Bauch zu spritzen: „Es bewirkt, dass sich die Stammzellen um einiges vervielfachen.“ Dadurch dehnen sich die Plattenknochen aus, was bei der 22-Jährigen für mäßig starke Kopf- und Knochenschmerzen im Brustkorb- und Rückenbereich sorgte. „Dies war aber das einzig Schmerzhafte an der ganzen Sache“, sagt die Mutter eines einjährigen Sohnes.

Am Tag der Spende wurde abermals Blut abgenommen. „Sie waren wie Vampire“, scherzt Kerschbaumer. Anschließend wurden die Nadeln gelegt; „Aus meinem rechten Arm wurde das Blut in eine Maschine gesaugt, die die Stammzellen herausfilterte. Das restliche Blut floss wieder in meinen linken Arm hinein.“ Zweieinhalb Stunden später war die Prozedur beendet.

Laut Gesetz darf Kerschbaumer in zwei Jahren den Empfänger ihrer Stammzellen kennenlernen – sofern dieser es ebenfalls wünscht. Alleine der Gedanke, dass dieser Mensch unfreiwillig wohl mehr Schmerz und Leid erfahren hat, gab der 22-Jährigen Mut: „Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, jemanden die Chance auf ein glücklicheres Leben zu geben.“