Um den Kreuzstein auf jenem Teil des Fratres, der heute als Millstätter Seerücken bekannt ist, ranken sich viele Mythen. So ist er auf dem dortigen Wanderweg als „Opferstein“ ausgeschildert, sollen hier doch heidnische Opfergaben stattgefunden haben. Sogar von einer Richtstätte mit Köpfungen wird erzählt. „Diese Geschichten sind aber wirklich im Bereich des Mythos anzusiedeln“, informiert Axel Huber.
Vielmehr stellt der Seebodener Chronist andere Überlegungen an: „Der Stein könnte auch zur Pechgewinnung gedient haben.“ So leite sich die Bezeichnung der Gegend „Zmöln“ vom slowenischen Wort „smolina“ her, das, so Huber, „Pech bedeutet. Das Gebiet hat einen hohen Föhrenbestand und Föhren sind sehr harzhaltig.“ Eine schalenförmige Vertiefung auf dem Stein böte die entsprechende Auflage für ein Gefäß. „Bei dieser primitiven Pechgewinnung wird der Häfen mit harzhaltigem Holz gefüllt, mit einem Deckel mit Löchern geschlossen und auf den Kopf gestellt. Rund herum wird Holz angezündet. Die Hitze bringt den Topf zum Schwitzen, das Pech tritt aus, rinnt auf den kalten Stein und kondensiert. Durch die Blutrinne, wie die Rinne hier am Kreuzstein bezeichnet wird, hätte dieses Pech abrinnen und aufgefangen werden können“, erklärt Huber, der diesen Vorgang bei einer Exkursion in Oberösterreich so kennengelernt hat. „Und Pech war damals ja ein Universalmittel zum Kleben oder für Wagenschmiere.“
Schriftliche Hinweise für eine solche Nutzung am historischen Fratresberg gibt es allerdings nicht. „Ausschließen möchte ich diese Überlegungen nicht grundsätzlich. Es gibt aber keine Quelle, die auf eine solche Pechgewinnung hinweist. Es wäre archäologisch auch schwer nachweisbar, außer man fände Gefäßscherben mit Pechrückständen“, sagt Archäologe Kurt Karpf.