Zwar sind derzeit alle Kassenstellen der niedergelassenen Allgemeinmediziner und niedergelassenen Fachärzte in den Bezirken Spittal und Hermagor besetzt, doch eine Pensionierungswelle ist vorhersehbar. Die Hälfte der in beiden Bezirken tätigen 85 Kassenärzte erreicht in den kommenden fünf bis zehn Jahren das gesetzliche Pensionsalter von 65 Jahren. „Grundsätzlich können Kassenärzte ihren Vertrag aber bis zum 70. Lebensjahr behalten. Die Mehrheit bleibt nicht so lange“, war von Klaus Mitterdorfer, dem stellvertretenden Direktor der Kärntner Ärztekammer, zu erfahren.

„Sollten sich die Rahmenbedingungen nicht verbessern, wird es schwierig werden die Stellen nachzubesetzen, vor allem in ländlichen Gebieten“, sagt Maria Korak-Leiter, Kurienobmann-Stellvertreterin. Der Job des Landarztes könne nur dann attraktiver werden, wenn der bürokratische Aufwand verringert wird und die Entlohnung steigt. Die Inflationsanpassung der Honorare führt aktuell zu einem Disput zwischen den niedergelassenen Ärzten und der Österreichischen Gesundheitskasse. Kärntner Ärzte kündigten für die Karwoche Streiks an. „Angehenden Allgemeinmedizinern stehen für die letzten sechs Monate ihrer Ausbildung Lehrordinationen in ganz Kärnten zur Verfügung. Wir empfangen sie mit offenen Armen, um sie auszubilden“, sagt Korak-Leiter.

Ärztin Maria Korak-Leiter: „Ärzte im ländlichen Raum nachzubesetzen, wird immer schwieriger.“
Ärztin Maria Korak-Leiter: „Ärzte im ländlichen Raum nachzubesetzen, wird immer schwieriger.“ © KLZ / Markus Traussnig

Die Anzahl der Wahlärzte steigt, allein im Bezirk Spittal stehen den 25 Kassen-Fachärzten 43 Wahl-Fachärzte gegenüber. Bei ihnen einen Termin zu bekommen, ist mittlerweile ebenfalls mit längeren Wartezeiten verbunden. „Dennoch können sich Wahlärzte mehr Zeit für ihre Patienten nehmen und ihre Arbeit entspannter nachgehen, zum gleichen Verdienst wie Kassenärzte“, sagt die Allgemeinmedizinerin aus Maria Rain. Und weiter: „Wahlärzte federn einen hohen Anteil der medizinischen Versorgung ab, allerdings entwickelt sich eine Zwei-Klassen-Medizin, die Menschen mit entsprechendem Einkommen klar begünstigt.“

„Ärztemangel ist in der Peripherie angekommen“

Alexander Mörtl, Bezirksärztevertreter in Hermagor, ist seit 2015 als Allgemeinmediziner in Kötschach-Mauthen tätig: „Ich war der einzige Bewerber für diese Stelle. Eine zweite Stelle in Kötschach blieb zwei Jahre unbesetzt. Der Ärztemangel ist in der Peripherie längst angekommen.“ Auch er beklagt, dass bürokratische Hürden wie das Einholen von Chefarztbewilligungen, den Ärzten das Leben schwer machen. „Angesichts der Pläne zur Gründung von Primärversorgungszentren wird der Landarzt zum Auslaufmodell. In die entstehenden Primärversorgungszentren fließen soviel Gelder, die in der Attraktivierung des Hausarztberufes besser angelegt wären“, sagt der 46-Jährige.

Alexander Mörtl, Bezirksärztevertreter von Hermagor
Alexander Mörtl, Bezirksärztevertreter von Hermagor © Weichselbraun Helmuth

Die Gründe, warum junge Ärzte schwer zu motivieren sind, Hausarzt zu werden, sind laut Mörtl komplex. „Mittlerweile findet ein EU-weiter Wettbewerb statt. Viele österreichische Mediziner werden im deutschsprachigen Raum mit attraktiven Rundum-Paketen geködert. Es ist nicht die Entlohnung allein, sondern auch die Work-Life-Balance, die jungen Kollegen wichtig ist.“ Selbstständigkeit sei nicht für jeden das passende Modell, außerdem kommen bei Landärzten Bereitschafts- und Visitendienste dazu. „Obwohl es immer mühevoller wird, den Beruf auszuüben, gibt es viele positive Aspekte, vor allem die Wertschätzung der Patienten“, resümiert Mörtl.

Branche ist im Umbruch

Seine Spittaler Amtskollegin Andrea Brugger sagt, dass, wie in vielen anderen Branchen auch, ein „Umbruch im Gange ist“: „Der erste Schritt, Kassenstellen attraktiver zu machen, ist eine adäquate Abgeltung der Leistungen. Fixkosten, Personalkosten, Mieten und so weiter, sind auch bei Ärzten gestiegen. Das auszugleichen, würde ich nicht als unverschämte Forderung sehen.“ Im Zuge dieser Debatte teilt die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) per Aussendung folgendes mit: „Die ÖGK war und ist immer gesprächsbereit, um die konkreten Auswirkungen des Honorarabschlusses für 2022 bis 2024 mit der Ärztekammer zu analysieren und gegebenenfalls, im Rahmen eines Abschlusses für die Folgejahre, weitere Honorarverbesserung für die Kärntner Vertragsärzte rückwirkend umzusetzen.“

Spitalsmanager wird Hausarzt

Es wird schwieriger, Kassenstellen nachzubesetzen. „Früher haben sich zehn Ärzte für eine Stelle beworben, jetzt ist es oft nur einer“, sagt Korak-Leiter. In Mühldorf fand sich zwischen 2020 bis 2023 trotz intensiver Suche kein Hausarzt. Im November des Vorjahres konnte schließlich der Vertrag mit Dietmar Alberer unterzeichnet werden. Der Mediziner tauscht ab 1. April seinen Spitzenjob in der Kabeg gegen die Hausarztpraxis im Mölltal. Aktuell gibt es bei der Ärztekammer keine Meldungen aus Oberkärnten, wonach ein Kassenarzt aufgrund von Pensionierung seinen Vertrag kündigen wird. „Das kann sich innerhalb von wenigen Wochen schlagartig ändern“, sagt Mitterdorfer.