Wenn Ewald Knafl (59) aus Wolfsberg mit seinem Bischofsstab und seinen weißen Schuhen unterwegs ist, ist ein leises Läuten zu hören. "Ich bin gerne eine glänzende Figur, die die Kinder nicht erschrecken möchte. Ich möchte bei ihnen Freude auslösen", sagt der Pensionist und seit 16 Jahren auch Heiliger Nikolaus. Sein Gewand wurde in feinster Handarbeit selbst gestaltet. Zu sehen sind Edelstein-Imitate und Sterne. "Das habe ich alles selbst aufgepickt. Ich bin schon stolz drauf."

Der "glänzende Nikolaus"
Der "glänzende Nikolaus" © Markus Traussnig

Bei den Hausbesuchen wird Opa Knafl von seiner Familie begleitet. Sohn Pascal (35), seine Frau Melanie (35) und die Kinder Raphael (13) und Luca (10) verstecken sich aber lieber unter ihren Ziegen- und Kunstfellen, die unterm Jahr sorgfältig zu Hause aufbewahrt werden. Sie kosten ja auch etwas. Mit 500 Euro aufwärts müsse gerechnet werden.
"Als wir klein waren, hatten wir schon Angst vorm Krampus. Heute lehren wir den Leuten das Fürchten", sagen die Schüler Raphael und Luca Knafl, während sie sich umziehen. Beide tragen als Krampus jeweils ein über 100 Jahre altes Erbstück. Der Korb, den Luca auf seinem Buckel trägt, ist natürlich nicht für die schlimmen Kinder gedacht. "Der ist nur zum Erschrecken", sagt der Zehnjährige, der seit drei Jahren "den Teufel" mimt. Bruder Raphael, ebenfalls seit drei Jahren als Krampus aktiv, trägt einen vererbten Gurt mit einer noch original dazugehörigen Glocke, den schon Opa Ewald mit "Stolz getragen hat" – so wie sein Enkel natürlich auch.

Die "teuflische Familie"
Die "teuflische Familie" © Markus Traussnig

Dass die Familie Knafl dem "höllischen Brauchtum" verfallen ist, ist Opa Ewald zu verdanken, der sich "in Tirol in den Brauch verliebte und sich in seiner Heimat später einen Kindheitstraum erfüllte." Sogar Oma Brigitte (57) ist mitgefangen und als Begleiterin Teil der "schrecklich netten Familie".

Pascal Knafl brachte "der Teufel" sogar seine Liebe. "Ich habe Melanie bei einem Krampuslauf in St. Andrä kennengelernt", verrät der 35-jährige Angestellte der Wiener Städtischen und seit 2009 Obmann der "Carsty Höllenteufel" – eine Gruppe, die hauptsächlich aus zwei Familien besteht. Gemeinsam haben sie am 26. November um 18.30 Uhr einen Auftritt beim St. Pauler Lauf.

"Wir sind auch jedes Jahr in München und sind schon in Tschechien gelaufen. Aktuell haben wir eine Anfrage aus New Orleans", sagt Pascal Knafl. Das Lustigste für ihn, wenn er als Krampus unterwegs ist? "Der Kontakt mit den Babys und Kleinkindern. Sie haben noch keine Angst. Diese wird vorwiegend von den Eltern eingeredet." Den eigenen Kindern wurde jedenfalls lange der Glaube an den Nikolaus gelassen. "Irgendwann sind sie selbst draufgekommen und haben ihren Opa erkannt. Raphael etwas früher als Luca", sagt "Krampusine"-Mama Melanie und selbstständige Tagesmutter. Ihre Maske werde gerade repariert, da sie bei einem Lauf "aus Versehen herunterfiel". "Wenn man mit einer Frauenmaske bei den Leuten vorbeigeht, sind die Reaktionen schon sehr positiv."

Melanie Knafl als Krampusine (weiblicher Krampus)
Melanie Knafl als Krampusine (weiblicher Krampus) © KK

Beim Erschrecken sei die Familie jedenfalls schon eingespielt. "Der Papa kann es aber am besten", geben die Kinder offen zu. Um Angst zu verbreiten, verteilen die "Carsty Höllenteufel" aber keine Schläge. Leider gebe es auch immer wieder Zuschauer, die am Fell oder an der Maske reißen. "Die Kinder bekommen einen Pferdeschweif, der weh tut, wenn er nass ist. Wir haben Birkenruten, mit denen wir nur bei den Frauen darüberstreichen, um ihnen Fruchtbarkeit zu bringen." Gerne werden für kurze Zeit auch Mützen geklaut oder den Frauen durch die Haare gefahren. "Das ärgert viele. Sie dürfen vorher halt nicht zum Friseur gehen", sagt Opa Ewald Knafl, der auch als Krampus unterwegs ist. Als Nikolaus liebt er es, wenn er die strahlenden Augen der Kinder sieht. "Ich belehre sie nicht, sondern möchte sie motivieren. Ich frage auch, ob die Eltern wohl gut mit ihnen umgehen." Zum Schluss wird noch gebetet, bis die "teuflische Familie" wieder von dannen zieht. Dann aber mit kräftigem Geläut, mit der Musik der Krampusglocken.