Im Spiel, das sich seit Freitagabend auf den politischen Bühnen des Landes zugetragen hat, steckt alles drinnen: Komödie, Tragödie, Farce, Posse, Trauerspiel und klassisches Drama. Sonntagabend dominierten die politischen Umwälzungen auch den Kärntner Kulturgipfel im Gironcoli-Kristall im Strabag Kunstforum in Wien – auf und hinter der Bühne. Das Ensemble Porcia feierte mit dem Theaterwagen die Premiere von Nestroys „Der Zerrissene“. Und erzählte das Stück aus dem Jahr 1844 mit vielen aktuellen Anleihen neu. Die Intendantin Angelica Ladurner und Darsteller Stefan Moser hatten am Vorabend bis in die Nacht hinein an neuen Couplets über Herbert Kickl, Sebastian Kurz und Co. gearbeitet. Die Rede war von „Ausreisezentren“, 1,50-Euro-Jobs oder vom „Zahntechniker mit zu wenig Biss“.


Dafür erntete das ausgezeichnet aufspielende Ensemble tosenden Beifall. Landeshauptmann Peter Kaiser, der eingangs erwähnte, dass niemand ahnen hat können, welches Stück an diesem Abend auf dem Programm stehe, hat’s gefallen: „Ich finde, dass sich auch die Kultur über Nacht entwickeln kann“, sagte er. Hausherr Hans Peter Haselsteiner hatte die „Entwicklung erwartet“, betonte er. Bundestheater-Holding-Geschäftsführer Christian Kircher ergänzte nach dem Schlussapplaus: „Ein echter Nestroy – alles andere hätte mich enttäuscht.“

Bevor bei Kas- und Fleischnudeln sowie Kärntner Reindling der gemütliche Teil des Abends anbrach, betonte die Wiener Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler („Fan der Kärntner „Seenlandschaft“) noch, warum es sich lohnt, in Kunst und Kultur zu investieren: „Es ist der Stoff, der uns zusammenhält.“

Hochkarätiger Kulturgipfel


Das feierten ORF-Landesdirektorin Karin Bernhard mit Holger Bleck, Intendant des Carinthischen Sommers, der am Vormittag noch im Süden seinen Musiksalon eröffnete. Beim Kulturgipfel netzwerkten außerdem: Bundesratspräsident Ingo Appé, die Botschafter Olexander Scherba, Ksenija (S)krilec, Wolfgang Petritsch, ORF-Moderator Martin Traxl und die Autoren Antonio Fian und Anna Baar. Bis Ende August tourt der Theaterwagen mit dem Nestroy-Stück noch durchs Land – „und wir werden die Couplets je nach Lage adaptieren“, sagte Ladurner.