Der Neusiedler See ist derzeit mit einem Wasserstand von 115 Meter über Adria weiter historisch seicht. Ende März wurde der niedrigste Wert seit 1965 erreicht und die Prognosen für den Sommer sind nicht rosig. Bootsbesitzer suchen also nach Alternativen. Und viele davon probieren ihr Glück am Wörthersee – meist vergeblich. "Die Plätze am Wörthersee sind sehr gefragt. Wir erhalten derzeit viele Anfragen von Bootsbesitzern aus dem Wiener Raum, die vom Neusiedler See an den Wörthersee übersiedeln wollen", sagt Norbert Kosicak, 1. Vizepräsident des Union-Yacht-Clubs Wörthersee in Maria Wörth. Für die Wiener heißt es aber: Bitte warten. Mit etwas Glück werden im Yachtclub ein bis zwei Bojen im Jahr frei. Über 100 Liegeplätze verfügt der Verein. Aktuell sind nur Landliegeplätze zu bekommen. Aufgenommen werden nur aktive Segler, mit zwei Mitgliedschaften in der Familie. Ein Paar muss mit circa 2000 Euro inklusive Mitgliedsbeitrag für eine Boje im Jahr rechnen. Die Verträge werden nur jährlich abgeschlossen. Voraussetzung: "Wir bevorzugen aktive Segler", sagt Kosicak. Was bedeutet, dass, wenn das Boot stehen gelassen wird, die Berechtigung für den Liegeplatz entzogen wird.

Jahrelange Warteliste

Segelregatta
Segelregatta © LR Margret Brunner

Ähnlich sieht die Situation im Klagenfurter Segelverein Loretto aus. "Auch wir bekommen Anfragen vom Neusiedler See, wir können diesen aber nicht nachkommen. Wir sind voll belegt", sagt Obmann Gerhard Rabensteiner. Der Verein zählt mit 250 Liegeplätzen, davon 60 Bojenplätze und 190 Stegplätze, zu den größten am Wörthersee. Anstelle von freien Plätzen gibt es aber nur eine Warteliste und diese ist lang. Genaue Angaben möchte der Verein nicht machen. Die Namen auf der Warteliste befinden sich dort allerdings schon jahrelang. Selten findet man Bojen mit Baderecht auf der Plattform "Willhaben", Preise reichen bis zu 4000 Euro pro Jahr.

Gestiegene Anfrage bei den Bundesforsten

Auch die Bundesforste als Eigentümer bestätigen eine gestiegene Anfrage nach Bootsplätzen am Wörthersee. Rund 500 Bojen gibt es aktuell am Wörthersee. "Das aktuelle Pachtentgelt, das für die private Nutzung einer Boje an die Bundesforste als Eigentümer des Seegrunds zu entrichten ist, liegt aktuell bei 590 Euro netto pro Jahr. Monatlich wären das rund 50 Euro netto", sagt Andrea Kaltenegger, Unternehmenssprecherin der österreichischen Bundesforste. Eine Boje am Wörthersee zu bekommen, ist mit Auflagen verbunden. "Eine Boje kann in Kärnten nur beantragt werden, wenn eine Zugangsmöglichkeit zum See nachgewiesen werden kann, zum Beispiel über ein privates Seegrundstück. Würde der Zugang über eine öffentliche Fläche etwa im Besitz der Gemeinde oder Landesstraßenverwaltung erfolgen, müsste auch hier die Zustimmung eingeholt werden. In den letzten Jahren werden solche Bewilligungen aber kaum mehr erteilt, da auch das Platzangebot für Bojen beschränkt ist", erläutert Kaltenegger.

Wasserstand am Wörthersee normalisiert sich

Nach zwei trockenen Jahren liegt der Wasserstand des Wörthersees derzeit mit 130 Zentimetern etwas über dem Durchschnitt von 125 Zentimetern. "Dies ist auf die Schneeschmelze des Schnees vom Jänner und den kürzlichen Niederschlägen zurückzuführen. Im langjährigen Vergleich fehlen in Kärnten dennoch 20 Prozent an Niederschlägen aufgrund der Trockenheit des letzten Jahres", sagt Johannes Moser, Leiter des hydrografischen Dienstes beim Land Kärnten. Es braucht daher einige überdurchschnittliche Regenmonate.

Trockenheit am Neusiedler See
Trockenheit am Neusiedler See © APA/WWF/MARLON SCHWIENBACHER

Am Wörthersee pendeln die Wasserstände in den letzten 30 Jahren zwischen 90 Zentimeter Pegelstand bei Niedrigwasser und 180 Zentimeter bei Hochwasserstand, der im Jahr 2000 gemessen wurde. Extreme Austrocknungen wie am Neusiedler See wären in der Art am Wörthersee nicht möglich: "Der Wörthersee ist viel tiefer, hat weniger seichte Ufer. Klagenfurt verzeichnet im Durchschnitt doppelt so viel Niederschlag wie der Neusiedlersee und das umliegende Einzugsgebiet des Wörthersees versorgt den See zusätzlich mit Niederschlags- und Schneeschmelzwässer", sagt Moser.