Wahlplakate sind schon per Definition keine Orte für Hochgeistiges. Man soll aus dem vorbeifahrenden Auto erkennen, wer da welche Botschaft vermittelt. Viel mehr als ein Konterfei und ein paar Floskeln haben darauf also selten Platz. Entsprechend sind auch die Plakate gestaltet, die man derzeit im Klagenfurter Stadtbild zu sehen bekommt. 

Ein einzelnes Plakat von Ex-Bürgermeister Christian Scheider (Team Kärnten) bildet da die Ausnahme - und zwar in die negative Richtung. Es ist schlicht widerwärtig, was darauf zu lesen ist, seit sich jemand mit einer Dose grüner Farbe daran zu schaffen gemacht hat. Scheider trägt daran keine Schuld. Denn dass man ihm jetzt nachsagt "Judenfreund" - der Täter meint es als Schimpfwort - zu sein, ist schlicht dem Umstand geschuldet, dass der einstige FPÖler sich für Erinnerungskultur eingesetzt hat. Nicht mehr, aber auch nicht weniger, als dies andere Bürgermeister verschiedenster Parteien in Österreich zeitgleich gemacht haben. 

Solch eine Schmiererei sollte aber nicht nur bei Scheider selbst, sondern auch bei den anderen Parteien zu einem Aufschrei führen. Bürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz hat bereits klare Worte gefunden. Die neun anderen Parteien folgen hoffentlich bald - denn der morgige internationale Holocaust-Gedenktag bietet Anlass, Stellung zu beziehen, ohne sich auf Scheider zu beziehen.